Ausgabe 2017–2018

Informationen der DDR-Staatssicherheit über die Lage in der ČSSR 1968 (I)

Die Dynamik, die Ideen und der Enthusiasmus des Prager Frühlings zogen 1968 auch die Blicke der DDR-Bewohner magnetisch an. Aus Sicht der SED und ihrer Geheimpolizei, dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS), galt es zu verhindern, dass der gefährliche Funke von Prag in die DDR übersprang. Das MfS übermittelte der DDR-Führung daher wiederholt Berichte über die Entwicklungen im Nachbarland, wobei es sich unter anderem auf Informationen moskautreuer ČSSR-Geheimdienstmitarbeiter stützte. Diese Berichte offenbaren, was das MfS als sicherheitsrelevant und mitteilenswert erachtete, und zugleich reflektieren sie die transnationalen Verflechtungen der sozialistischen Gesellschaften. In der vorliegenden Nummer werden Berichte aus dem Zeitraum 10. März bis 3. August 1968 ediert. In der nächsten Ausgabe der Halbjahresschrift folgen dann Berichte vom 23. August bis 18. November 1968, also nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch Truppen mehrerer verbündeter sozialistischer Länder.

Rezension | Engelhard Mildt: Zeit der Unfreiheit. Gitter, Stacheldraht und Informanten 1951–1989. Erinnerungen

Engelhard Mildt: Zeit der Unfreiheit. Gitter, Stacheldraht und Informanten 1951–1989. Erinnerungen (Banater Bibliothek 16). München: Landsmannschaft der Banater Schwaben 2017. 381 S. PDF-Download Georg Herbstritt Die Memoiren des in Temeswar (rum. Timișoara) aufgewachsenen Engelhard Mildt, der heute in Freiburg/Breisgau lebt, verdienen über den Kreis seiner Landsleute hinaus Beachtung. Denn seine Erinnerungen bieten nicht nur einen …

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Rezension | Stefano Bottoni: Long awaited West. Eastern Europe since 1944

Stefano Bottoni: Long awaited West. Eastern Europe since 1944. Translated by Sean Lambert. Bloomington: Indiana University Press 2017. Paperback, 7 Karten, 292 S. PDF-Download Georg Herbstritt Der ungarische Historiker Stefano Bottoni wagt mit seinem neuen Buch einen längst überfälligen Schritt, den bislang wenige gegangen sind: Er verbindet die Jahrzehnte vor und nach 1989 zu einer …

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Rezension | Jürgen Henkel: Halbmond über der Dobrudscha. Der Islam in Rumänien

Jürgen Henkel (Hg.): Halbmond über der Dobrudscha. Der Islam in Rumänien. Hermannstadt, Bonn: Schiller Verlag 2016, 230 S. PDF-Download Christof Kaiser, Berlin Der 230-seitige Bild-Text-Band im angenehmen quadratischen Format mit teils dokumentarischem Charakter hat den Anspruch, „den Islam“ in Rumänien, besonders der bis 1878 osmanischen Region der Dobrudscha, vorzustellen. Das gelingt nur teilweise. Im Gegensatz …

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Ambivalente Lebensläufe. Securitate-Offiziere zwischen Verklärung und Sachlichkeit (3)

Im Mittelpunkt des 3. Teils der Studie „Ambivalente Lebensläufe“ steht die rumänienserbische Securitateoffizierin Vida Nedici, um die sich verschiedene, aus der Gefängnisfolklore entnommene Legenden ranken. Ihre Biografie wird hier mit belegbaren Tatsachen, Ereignissen und Archivdokumenten rekonstriert und ergibt ein schillerndes Bild einer Person, die der Securitate diente und dennoch zu deren Opfer wurde. Teil 1 erschien in der Halbjahresschrift 2016, Heft Nr. 1 und 2, S. 61–82; Teil 2 in Rudolf Gräf, Gabriella-Nóra Tar, Ioana Florea (Hgg.): „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Festschrift für Eginald Schlattner zum 85. Geburtstag. Studia Germanica Napocensia, Bd. 5. Klausenburg: Universitätsverlag 2018, S. 19–46.

Vorwort des Gründers der Halbjahresschrift

PDF-Download Im Folgenden möchte ich kurz darlegen, was der Grund für die Herausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik (HJS) war und weshalb sie nun vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München fortgesetzt wird. Im Jahr 1969 gelang es mir, mich über Österreich zu meiner Grußmutter, …

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Editorial

PDF-Download Die Halbjahresschrift (hjs) ist zurück. Rund drei Jahre hat es gedauert, um die Idee, die renommierte Zeitschrift in das Publikationsprogramm des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München (IKGS) aufzunehmen, zu realisieren. Der Vorschlag dazu stammt vom Gründer und langjährigen Herausgeber der hjs, Dr. Johann Böhm, der die Herausgeberschaft und …

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Junge Deutsche auf dem Territorium Jugoslawiens und ihre Karrieren in der NS-Zeit

Der Beitrag widmet sich dem politischen Leben der Jugoslawiendeutschen und ihrer führenden Akteure in der Phase des Nationalsozialismus. Nach einem kurzen Überblick über die Entwicklung nach 1918 stellt der Autor die inneren Machtkämpfe zwischen den Konservationen und den radikalen „Erneuerern“ sowie die letztliche Durchsetzung des nationalsozialistischen Lagers dar. In einem weiteren Schritt wird das Wirken der NS-Akteure im südslawischen Raum bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs schlaglichtartig behandelt. Darüber hinaus werden die personellen Kontinuitäten nach 1945 und die damit verbundene Beeinflussung der von Vertriebenen gegründeten Institutionen in der BRD und der von ihnen mitgeprägte, einschlägige Nachkriegsdiskurs thematisiert. Dass eine seriöse Aufarbeitung der Ereignisse ab 1933 unter solchen Umständen kaum möglich war, belegen auch die exemplarischen Biografien führender Akteure der Jugoslawiendeutschen im zweiten Teil der Studie.

Der lange Schatten des Friedensvertrages von Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien 1919

Der Vertrag von Neuilly-sur-Seine vom 27. November 1919 war für die damaligen bulgarischen Eliten das unerwartete Ende der nationalen Vision einer „Vereinigung aller Bulgaren“. In drei Kriegen, dem Ersten und dem Zweiten Balkankrieg 1912/13 und dem Ersten Weltkrieg versuchte die bulgarische Staatsführung das Land zu einer regionalen Hegemonialmacht aufsteigen zu lassen. Die damaligen Kriegs-, Flucht- und Vertreibungserfahrungen lebten und leben bis heute nach, nicht nur in der bulgarischen Gesellschaft.
Angesichts des Vertrauens in die Friedensformel des US-Präsidenten Woodrow Wilson einer Neuordnung auf Basis des „Selbstbestimmungsrechts der Völker“ erwarteten die bulgarischen Eliten 1919 unter territorialem Aspekt einen milden Frieden. Ähnlich wie in Deutschland und Ungarn war dann aber der Schock über die letztendlichen Friedensbedingungen gravierend. Der Frieden rief ein tiefes nationales Trauma hervor. Der Vertrag von Neuilly wurde damals als angeblicher „Schand-“ und „Diktatfrieden“ gewertet, was für eine wachsende nationalistische und rechtsgerichtete Szene in Bulgarien auch heute noch gilt. Dies lag und liegt auch an der fehlenden Aufarbeitung seit 1919.

Zivilgesellschaft und Vereinswesen in Südosteuropa

Der Beitrag diskutiert die Bedeutung von Zivilgesellschaft und Vereinswesen im heutigen Südosteuropa. Vor dem historischen Hintergrund der zivilgesellschaftlichen Entwicklung im westlichen Europa, die eng mit dem Aufkommen eines Bürgertums seit dem Mittelalter und dessen Streben nach Gemeinwohl verbunden ist, widmet sich der Autor der spezifischen Situation in Südosteuropa und dessen Erbe zweiter imperialer Strukturen. Während in den habsburgischen Gebieten rasch Vereine gegründet wurden, waren Gesellschaften unter osmanischer Herrschaft meist von inoffiziellen Netzwerken, Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen und Klientelismus geprägt. Die auch heute noch nachrangige Bedeutung von Vereinszusammenschlüssen in Südosteuropa erklärt sich aus den Folgen der postkommunistischen Transformation, die zu einem Rückzug ins Privatleben und die Wahrnehmung des Staates als ständigen Feind führte. Aus diesem Grund verschwammen in vielen Gesellschaften Südosteuropas die Grenzen zwischen politischer Klasse, Zivilgesellschaft und Privatleben, wie sich in zahlreichen EU-Berichten widerspiegelt. In seinen abschließenden Überlegungen werden die Massenproteste der rumänischen Bevölkerung gegen die Regierung jedoch als ein optimistisches Beispiel für eine wachsende Zivilgesellschaft genannt.