Vom „gottbegnadeten Schriftsteller“ zum Schriftleiter. Heinrich Zillichs literarisches Netzwerk im Nationalsozialismus

Enikő Dácz


Das Beispiel des siebenbürgisch-sächsischen Autors Heinrich Zillich, der während des Nationalsozialismus sehr schnell zu einem der Referenzpunkte auslandsdeutscher Literatur avancierte, veranschaulicht einerseits den Aufstieg eines „Dichters aus dem Südosten“ während des Nationalsozialismus, andererseits das Scheitern im neuen Literaturbetrieb und die erfolgreiche Integration als „Vertriebenenfunktionär“1Johann Böhm: Zillichs literarische und kulturelle Richtung. In: ders., Klaus Popa: Vom NS-Volkstum- zum Vertriebenenfunktionär. Die Gründungsmitglieder des Südostdeutschen Kulturwerks München und der Landsmannschaften der Deutschen aus Rumänien, Ungarn und Jugoslawien. Frankfurt am Main 2014, S. 45‒88. in die neuen bundesrepublikanischen Strukturen. Daraus ergibt sich eine doppelte Aufgabe des vorliegenden Working Papers, das einige vorläufige Forschungsergebnisse präsentiert und nach Kontinuitäten und Brüchen in Zillichs Laufbahn und seinem literarischen Netzwerk fragt. Da das Augenmerk der nationalsozialistischen Periode und deren unmittelbaren Folgen für den Autor gilt, werden in einem ersten Schritt Zillichs literarische Laufbahn und sein kulturpolitisches Engagement in dieser Zeit skizziert.2Das vorliegende Working Paper setzt eine Vorstudie fort und greift im ersten Teil darauf zurück. Siehe dazu Enikő Dácz: „Ein Genie der Freundschaft“ und „kaltschnäuziger Streber“ – Heinrich Zillichs literarisches Netzwerk im Nationalsozialismus. In: Germanistische Beiträge. Sibiu (erscheint voraussichtlich) 2020. Sein weit verzweigtes literarisches Netzwerk wird eingeblendet, um in einem zweiten Schritt aufgrund seiner Entnazifizierungsakte und ausgewählter Korrespondenz die Frage nach Kontinuitäten und Brüchen in den Fokus zu rücken.

Während Heinrich Zillich in der Fachliteratur von einigen als „Vordenker des rumäniendeutschen Faschismus“, der „zum literarischen Mythos“ hochstilisiert wurde,3William Totok: „Die Finger zu rostigen Krallen gebogen.“ Heinrich Zillich und die Topographie der Veränderung. In: Halbjahresschrift für südostdeutsche Geschichte, Literatur und Politik. Hg. Arbeitskreis für Geschichte und Kultur der deutschen Siedlungsgebiete im Südosten Europas, 43 (1993) H. 1, S. 57–72, hier: S. 57. Ebenso Johann Böhm: Hitlers Vasallen der Deutschen Volksgruppe in Rumänien vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2006, S. 60−76. wahrgenommen wird, werben andere um Verständnis für seine kulturpolitischen Ansichten mit der Begründung, er sei ein Kind seiner Zeit gewesen und habe die verbreitete ideologische Auffassung seiner Generation nicht überwinden können.4Hans Bergel: Wirken und Wirkung Heinrich Zillichs nach dem Zweiten Weltkrieg. Persönliche Erinnerungen an einen außergewöhnlichen Siebenbürger. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 47 (1998) H. 2, S. 122–131. William Totok wirft ihm „pathetische Aggressivität“ bzw. „Unbehagen an der Demokratie“ vor und sieht seine literarischen Werke erstrangig als ideologiegesteuerte Schriften.5Totok: „Die Finger zu rostigen Krallen gebogen.“, S. 71. Laut Totok sind Zillichs rassistische Exzesse im Nachhinein beschönigt worden. Er wirft dies George Guțu, Hans Bergel und Ute Monika Schuller vor. Siehe George Guțu: Im Trubel der Geschichte. Heinrich Zillichs Briefe an Alfred Margul-Sperber. In: Anton Schwob (Hg.): Die deutsche Literaturgeschichte Ostmittel- und Südosteuropas von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Forschungsschwerpunkte und Defizite. München 1991, S. 206–215; Ute Monika Schuller: Heinrich Zillich. Erzähler – Lyriker – Essayist. In: Südostdeutsche Semesterblätter 12 (1963) H. 10–11, S. 1–24. Eine weitere begeisterte Stimme ist die von Wilhelm Bruckner. Siehe: Wilhelm Bruckner: Abschied von Heinrich Zillich. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 37 (1988), S. 185–187. Analog dazu bezeichnet ihn Hans Wolfram Hockl als „Chefideologen“,6Hans Wolfram Hockl: Waren die Sachsen ein Volk von Herren? In: ders.: Deutscher als die Deutschen. Dokumentarische Studie über NS-Engagement und Widerstand rumäniendeutscher Volkspolitiker. Eigenverlag des Verfassers 1987, S. 105–108. wogegen Horst Schuller Anger bei der Beurteilung seines Œuvres die Gefahr von „Mythisierung und pauschaler Aburteilung“ diagnostiziert.7Siegbert Bruss: Weder Mythisierung noch pauschale Verurteilung, http://www.halbjahresschrift.homepage.t-online.de/zill.htm#Finger, 22.2.2019.

Bei der Bewertung von Zillichs Tätigkeit verfahren beide Parteien selektiv und schließen Widersprüche aus, indem sie eine genaue Kontextualisierung des literarischen Schaffens unterlassen. Die einen klammern aus, dass ein „modernes Literaturkonzept und antimoderne Geschichtsdeutung sich nicht ausschließen“.8Uwe-Karsten Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur in Deutschland 1890–1945. Stuttgart 1976, S. 69. Uwe-Karsten Ketelson spricht diesbezüglich über „regressiven Modernismus“ und weist darauf hin, dass „faschistische Literatur“ keinen Stil bezeichnet, „sondern eine literarische Haltung zu den Tendenzen der neuzeitlichen Geschichte“.9Ebd. Die anderen blenden Zillichs frühe Schaffensphase und sein weit verzweigtes literarisches Netzwerk aus, die die Widersprüche dieser Laufbahn vor Augen führen.

Zillichs literarischer Beginn stand im Zeichen der Moderne,10Allgemein zur Frage der Literatur und Modernität im Dritten Reich siehe ders.: Literatur und Drittes Reich. Schernfeld 1992, S. 241–256. er war der Herausgeber der weit über die siebenbürgischen Grenzen hinaus bekannten Zeitschrift Klingsor, die auch von namhaften Literaten wie Thomas Mann geschätzt wurde. Er förderte zunächst den interkulturellen Austausch in Siebenbürgen, indem er etwa mit dem ungarischen Helikon-Kreis eng zusammenarbeitete.11Siehe dazu exemplarisch Heinrich Zillich: Die 4. Tagung des Erdélyi Helikon im Schloß Marosvécs, 1.–4. August. In: Klingsor 6 (1929) H. 9, S. 357. Der Klingsor-Kreis engagierte sich bei der Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts ab Ende der 1920er-Jahre immer intensiver, obwohl Zillich der ideologischen Erneuerungsbewegung zunächst kritisch gegenüberstand12Siehe dazu u. a. Stefan Sienerth: Künstlerisches Selbstverständnis und Zugehörigkeitsdilemma deutscher Schriftsteller in Rumänien während der Zwischenkriegszeit. In: Peter Motzan, Stefan Sienerth (Hgg.): Deutsche Regionalliteraturen in Rumänien 1918−1944. Positionsbestimmungen, Forschungswege, Fallstudien. Internationale Tagung – III. Kongreß der rumänischen Germanisten Neptun/Schwarzmeerküste 16.–19. Mai 1994. München 1997, S. 95−116, hier: S. 113f. und laut einigen Interpretationen „einen gesamtdeutschen und darüber hinaus: europäischen Dialog“ zu pflegen versuchte.13Vgl. u. a. Walter Myss: Fazit nach achthundert Jahren. Geistesleben der Siebenbürger Sachsen im Spiegel der Zeitschrift „Klingsor“ (1924–1939). München 1968, S. 10. 1930 erläuterte Fritz Fabritius sein Selbsthilfe-Konzept in der Zeitschrift,14Fritz Fabritius: Selbsthilfe. In: Klingsor. Siebenbügische Zeitschrift 7 (1930), H. 10, S. 412f. und ab 1932 wurden nationalsozialistische Ideen aktiv propagiert15Die Richtung des politisch-ideologischen Engagements der Zeitschrift zeigt sich 1932 eindeutig, als dem fünften Sachsentag, den der Klingsor-Kreis mitinitiierte, ein Sonderheft des Klingsor gewidmet wurde. bzw. ein aggressiver Antisemitismus vertreten.16Pomarius: Zur Philosophie des Nationalsozialismus, S. 169. Zugleich machte die Redaktion Stimmung gegen die liberal-konservative Führung der Sachsen und die Kirche.17Heinrich Zillich: Deutsche Revolution. In: Klingsor 10 (1933) H. 5, S. 167−174. Vgl. dazu auch die Ausführungen von Böhm: Einfluss des Nationalsozialismus auf die Presse der deutschen Volksgruppen, S. 37. 1933 begrüßte Zillich Hitlers Machtübernahme und die „nationale Revolution“.18Ebd.

Zu Zillichs literarischem Netzwerk, das er in der Klingsor-Zeit intensiv ausbaute, zählten prominente Akteure wie Hanns Johst, Ina Seidel, Agnes Miegel oder Hans Grimm.19Vgl. dazu die umfassende Korrespondenz von Heinrich Zillich in seinem Nachlass im IKGS. Der Bestand ist noch nicht sortiert und mit Signaturen versehen. Während in den 1920er-Jahren die Zahl der aus Deutschland mitwirkenden Autoren hoch war, schrumpfte sie ab 1931 kontinuierlich. Eine Ausnahme in der langen Liste der ideologisch agierenden Autoren im Klingsor, die von Bruno Behm bis Will Vesper regimetreue Literaten umfasste, war der linksorientierte Peter Huchel.

Zillich übernahm durch die Klingsor-Agentur eine federführende Rolle auch in der Veranstaltung von Lesereisen für Autoren aus Deutschland und verweilte ab 1934 öfters sowie dank eines mehrmonatigen Stipendiums (1934/1935) länger im Reich. In dieser Zeit begeisterte er sich einerseits für Ernst Wiechert, der später in die Innere Emigration ging, wies andererseits seine Frau an, darauf zu achten, dass auf der Rückseite des Klingsor Kritiken „demokratischer Zeitungen“ (wie FAZ) nicht erscheinen.20Heinrich Zillich an Maria Zillich, Brief vom 14.11.1934, ebd. Er hatte während seines längeren Aufenthalts im Reich zahlreiche Lesungen (vom Marburg, Münster bis hin nach Kassel, aber auch in Graz) sowie viele Rundfunkbeiträge.

Zudem knüpfte Zillich enge Kontakte zu Autoren wie Agnes Miegel oder Ina Seidel und erhielt 1935 erneut den Erzählerpreis der Zeitschrift die neue linie21Erste Preise von dieser Zeitschrift erhielt er 1932, 1934. für Der baltische Graf.22Mit 3000 Mark. In: Oedenburger Zeitung, 68. Jg., Nr. 78, 05.04.1935, S. 4; Anzeige. In: Westböhmische Tageszeitung, 36. Jg., Nr. 87, 12.04.1935, S. 4. Mit der Umsiedlung 1936 ins Reich, die aus finanziellen Gründen erfolgte23Heinrich Zillich an Maria Zillich, Brief vom 4.12.1934, IKGS-Archiv, NL-Zillich. und zugleich den Traum beinhaltete, als freier Schriftsteller leben zu können, stärkte Zillich auch seinen Status im regionalen literarischen Feld.24Zum Begriff des literarischen Feldes siehe Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Frankfurt am Main 2001. Er verantwortete den Klingsor weiterhin als Herausgeber, widmete sich jedoch immer intensiver neuen Aufgaben.

Für den Roman Zwischen Grenzen und Zeiten erhielt er 1936 den Literaturpreis der Reichshauptstadt Berlin, 1937 den Volksdeutschen Schrifttumspreis der Stadt Stuttgart und des Deutschen Ausland-Instituts,25Zur Rolle des Instituts siehe u. a. Heinrich Zillich: Die Bedeutung des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart. In: Das Innere Reich. Zeitschrift für Dichtung, Kunst und deutsches Leben (1937/38) H. 7, S. 856. das zu diesem Zeitpunkt vom siebenbürgisch-sächsischen Kulturpolitiker und Germanisten Richard Csaki geleitet wurde.26Csaki leitete das Institut ab 1933. Siehe dazu Johann Adam Stupp: Deutsche Autoren aus Rumänien in Hitlerdeutschland. In: Markel, Motzan (Hgg.): Deutsche Literatur in Rumänien und das „Dritte Reich“, S. 71−82, hier: S 77. Im selben Jahr folgte der Buchpreis der Wilhelm-Raabe-Gesellschaft. Von der Inflation der Literaturpreise in der NS-Zeit, die der politischen Lenkung des Literaturbetriebs diente, profitierte er sehr stark27Jan-Pieter Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich“. Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder. München 1995, S. 458–469. und gehörte 1937 während der 7. Berliner Dichterwoche zu den Autoren,28Neben Erwin Wittstock, Robert Hohlbaum, Bruno Brehm, Graf Bossi Fedrigotti und Karl H. Waggerl. Vgl. dazu u. a. Deutsche Dichter bei Alfred Rosenberg. In: Deutsches Nachrichtenbüro, 4. Jg., Nr. 278, 04.03.1937, S. 1; Die auslandsdeutschen Dichter bei Dr. Goebbels. In: Deutsches Nachrichtenbüro, 4. Jg., Nr. 279, 04.03.1937, S. 1; Reichsminister Dr. Goebbels empfing die grenz- und auslandsdeutschen Dichter. In: Hamburger Anzeiger, 50. Jg., Nr. 54, 05.03.1937, S. 2; Oesterreichische Dichter bei Goebbels. In: Freie Stimmen, 57. Jg., Nr. 54, 06.03.1937, S. 1. die von Hitler empfangen wurden. Zudem erhielt er auch den Ehrendoktortitel der Universität Göttingen.29Böhm: Heinrich Zillich. In: ders., Klaus Popa: Vom NS-Volkstum- zum Vertriebenenfunktionär, S. 37−40.

Im Zweiten Weltkrieg war Zillich, der zuvor in der k. u. k., dann in der rumänischen Armee gekämpft hatte,30Siehe dazu u. a. Böhm: Zillichs literarische und kulturelle Richtung, S. 66−68. Offizier und im Oberkommando der Wehrmacht (OKW) tätig und trat 1942 der NSDAP bei. Zusammen mit anderen Literaten arbeitete er an den Feldpostausgaben deutscher Dichtung, wobei er die veröffentlichten Werke nicht selbst auswählte und hauptsächlich für Korrekturen und Kontaktpflege zu den Autoren verantwortlich war.31Vgl. dazu seine Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

Der NS-Literaturbetrieb verbreitete 37 Bücher von ihm in insgesamt 1,5 Millionen Exemplaren. Zwischen Grenzen und Zeiten wurde in 120.000 Exemplaren aufgelegt; eine Auswahl von Fragmenten erschien 1937 auch als Schulausgabe in München, und der Roman gehörte zu jenen Büchern, die dem Führer zu seinem Geburtstag in Pergament gebunden überreicht wurden.32Siehe dazu H. K.: Ehrungen deutscher Dichter aus Siebenbürgen im Reich. In: Klingsor 14 (1937) H. 6, S. 235. Das Hörspiel Die Zinnenschlacht entstand aus einem Fragment dieses Romans und erschien 1937 in den Berliner Roland Blättern.

Zillich nahm auch an zahlreichen kulturpolitischen NS-Propagandaveranstaltungen teil: Die Liste umfasst so unterschiedliche Formate wie die Salzburger Festspiele 1938 oder eine Reise für die Deutsche Arbeitsfront nach Lissabon und Madeira, wo er die Aufgabe hatte, „Urlauber durch geeignete Vorlesungen zu erfreuen“.33Briefe von der Deutschen Arbeitsfront, IKGS-Archiv, NL-Zillich. Über die zeitgenössischen Massenmedien – insbesondere über den Rundfunk – erreichte er als Schriftsteller und Kommentator eine breite Öffentlichkeit und war auch als Juror bei Literaturpreisvergaben tätig. 1942 sollte er im Laufe einer neunwöchigen Vortrags- und Studienreise im Auftrag des Propagandaministeriums Lesungen in Bulgarien, Rumänien, Ungarn und der Slowakei halten.34In Kronstadt wurde Zillich von Neustädter begrüßt. Diese Lesereise musste aus nicht näher präzisierten Zensurgründen abgebrochen werden. Vgl. Schuller: Erwin Neustädter und die Schrifttumskammer der „Deutschen Volksgruppe in Rumänien“, S. 179. Für Weiteres zu Zillichs Lesereise siehe Böhm: Zillichs literarische und kulturelle Richtung, S. 74−76. Er gehörte nicht zuletzt auch zum Marienburger Dichterkreis, der „deutsche Schriftsteller aus dem Osten“ in den Dienst der Propaganda stellte.35Vgl. dazu die Berufung in den Marienburger Dichterkreis. In: Deutsche Allgemeine Zeitung, 27. August 1942.

Wenn die obige Skizze seiner Laufbahn bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Bereitschaft Zillichs vor Augen führt, sich im Dienst der Propaganda zu stellen, lässt seine umfassende Korrespondenz aus der NS-Zeit das Netzwerk rekonstruieren, das hinter seinem Erfolg stand. Einerseits erscheint er im Lichte seiner Briefe als „ein Genie der Freundschaft“36Egon Hajek: Wanderung unter Sternen. Erlebtes, Erhörte und Ersonnenes. Stuttgart 1958, S. 165. und kümmerte sich z. B. um seine siebenbürgischen Freunde wie Hermann Roth, den er Richard Csaki empfahl,37Vgl. dazu z. B. Richard Csaki an Heinrich Zillich, Brief vom 1.3.1937, IKGS-Archiv, NL-Zillich. andererseits zeigte er sich als „kaltschnäuzigen Streber“38Werner Bergengruen über Zillich. Vgl. dazu Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2007, S. 684. und kritisierte seine Autorenkollegen.39Von Adolf Meschendörfer, über Erwin Wittstock bis Hans Grimm. Besonders die Briefe an seine Frau, Maria Zillich, die er während seines Stipendiums in Jena schrieb, belegen, wie intensiv und bewusst er sein weit verzweigtes Netzwerk ausbaute. Er korrespondierte mit prominenten literarischen Akteuren und „gottbegnadeten Schriftstellern“ wie Hans Grimm, Agnes Miegel, Ina Seidel, Josef Weinheber, Hanns Johst, Hans Carossa, Bruno Brehm, Hans Friedrich Blunck, Robert Hohlbaum, aber auch mit bekannten Germanisten wie Heinz Kindermann, Hellmuth Langenbucher, Herbert Cysarz, Will Vesper oder dem späteren Innsbrucker Universitätsprofessor Karl Kurt Klein.

Einige Briefe veranschaulichen Zillichs nicht zu unterschätzende Rolle als Vermittler. Das prominenteste Beispiel in dieser Hinsicht ist Weinheber,40Vgl. zu dieser Freundschaft Heinrich Zillich: Uns wird er immer geheimnisvoller werden. In: ders. (Hg.): Bekenntnis zu Josef Weinheber. Erinnerungen seiner Freunde, S. 247. Zu Weinheber in der NS-Zeit siehe u. a. Albert Berger: Josef Weinheber und der Nationalsozialismus. Zur politischen Biographie des Dichters. In: Uwe Baur, Helga Mitterbauer (Hgg.): Macht Literatur Krieg. Österreichische Literatur im Nationalsozialismus. Wien etc. 1998, S. 185–201. mit dem er seit 1926 befreundet war und von dem er mehrere Erstveröffentlichungen im Klingsor brachte. Zugleich leitete er einige Gedichte des Freundes an Will Vesper weiter,41Walther Methlagl: Josef Weinheber: Zwei Briefe an Heinrich Zillich. In: Südostdeutsche Semesterblätter. 17 (1968) H. 20/21, S. 1–14. der sie in der Neuen Literatur veröffentlichte. Diese prominente Zeitschrift war die erste in Deutschland, die Lyrik von Weinheber veröffentlichte und ihr Januar-Heft 1935 dem Dichter widmete.

Zillich profitierte also nicht nur von der nationalsozialistischen fördernden Lenkung der Literatur durch Ehrungen, Veranstaltungen usw.,42Helga Mitterbauer: Von »Gottbegnadeten« und anderen Privilegierten. Anmerkungen zur Literaturlenkung im Nationalsozialismus. In: Baur, dies. (Hgg.): Macht Literatur Krieg, S. 100–113, hier: S. 101. sondern schaltete sich punktuell in lenkende Foren ein, indem er Autoren vermittelte oder als Juror tätig war.

Diese [die fördernde Lenkung] betraf Schriftsteller, die nach der Definition in der amtlichen Begründung zum Reichskulturkammergesetz hohes »Verantwortungsbewusstsein für die nationale Gemeinschaft« aufwiesen oder, anders ausgedrückt, die sich am besten für Propagandazwecke einsetzen ließen.43Ebd.

Zillich gehörte, wie gezeigt, zweifelslos zu denjenigen, die sich für Propagandazwecke einsetzen ließen und vom Nationalsozialismus profitierten. Seine Kritik bezog sich auf einzelne Maßnahmen und politische Schritte und nie auf das System als Ganzes. So tat er sich mit Hans Grimm, Will Vesper, Curt Langenbeck und vielen anderen Autoren zusammen, als Gustav Pezold die Leitung des Langen Müller-Verlags verlor.44Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich“, S. 335–337. Der Protest der national-konservativer Verlagsautoren richtete sich gegen die Zentralisierung der Verlage, die somit ihre Selbständigkeit verloren.45Zum florierenden Buchmarkt siehe allgemein Christian Adam: Lesen unter Hitler. Autoren, Bestseller, Leser im Dritten Reich. Berlin 12010, S. 45–64. Auf ähnliche Schritte berief sich Zillich nach 1945 wiederholt; exemplarisch ist diesbezüglich sein Entnazifizierungsverfahren vor der Spruchkammer Starnberg, das in einem weiteren Schritt des vorliegenden Working Papers in den Vordergrund rückt.

Am 1. November 1947 wurde Heinrich Zillich, trotz des Antrags des öffentlichen Klägers auf die Einordnung des Betroffenen in die Stufe II der Belasteten, als Mitläufer entnazifiziert. Laut dem Urteil musste er eine „Geldsühne“ (von 700 RM) und die Kosten des Verfahrens zahlen.46Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich. Es handelt sich überwiegend um Abschriften. Eine umfassende Analyse der sich in seinem Nachlass befindenden Amerikanischen Entnazifizierungsakte würde den vorliegenden Rahmen sprengen, sodass im Folgenden die Aufmerksamkeit ausschließlich darauf zu richten ist, wie das Verfahren die bisher geschilderte Rolle Zillichs im nationalsozialistischen Literaturbetrieb bewertete bzw. wie sein kurz angedeutetes literarisches Netzwerk aktiviert wurde.

Die Klageschrift warf ihm die „Verherrlichung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bzw. des sog. Führers Adolf Hitler“47Klageschrift vom 4.7.1947. In: ebd. vor. Die Verteidigung bewies diesbezüglich zunächst, dass Gewalt kein zentrales Thema der literarischen Werke war und der Autor sich davon distanzierte. Zudem wurde ausgeführt, dass „der Führer“ Zillich das alte „Reichsgefühl“ aus der Zeit der Monarchie, „das sich mit einem gesamteuropäischen Bewußtsein deckt“, wiedergegeben hätte48Siehe dazu Zillichs Erklärung vor der Spruchkammer. In: ebd., S. 6. und der Autor „nicht blind für die Auswüchse, die jedes Parteileben mit sich [bringe]“, gewesen sei.49Ebd. Dafür plädierten, wie zu zeigen ist, auch mehrere Gutachter. Die biografische Argumentation, dass Zillichs „deutsche Volksverbundenheit und Volkstreue“50Ebd., S. 3. ihm durch die auslandsdeutsche Zugehörigkeit eigen wären und seine positive Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus zunächst begründeten, sowie sein Engagement für den „Frieden durch Völkerzusammenarbeit“ und seine „europäische Einstellung“ wurden im Verfahren häufig wiederholt.

Im Mittelpunkt der Verhandlung stand Zillichs 1941 veröffentlichtes Gedicht Den Deutschen von Gott gesandt.51Heinrich Zillich: Den Deutschen von Gott gesandt. In: A. F. Velmede (Hg.): Dem Führer. Worte deutscher Dichter (Tornistenschrift des OKW H. 37). o. O. 1941, S. 24. Das Gutachten der Kommission für Kulturschaffende ging ausschließlich auf diese Dichtung ein, ohne sie im Gesamtwerk zu verorten oder sie zu kontextualisieren, sodass sich der „Betroffene […] bei dem von ihm gemachten Gedicht auf das bestehende Recht des politischen Irrtums“ berief.52Vgl. dazu die Begründung in Spruch des Spruchkammer Starnberg, 1.11.1947. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich, S. 3. Er verwies darauf, dass die Zeilen unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs entstanden seien: „Unter dem Eindruck dieser Wirklichkeit, die mich, einen Altösterreicher, mitreißen mußte, schrieb ich die Verse.“53Siehe dazu Zillichs Erklärung vor der Spruchkammer. In: ebd., S. 13. Die zusätzliche Bemerkung – „Die amtlichen Sprecher Österreichs wollen es heute vielleicht nicht wahrhaben, aber jeder weiß, wie ihr Land damals im Glück schwamm“ – ist exemplarisch für Zillichs Verteidigungston und Strategie.54Ebd.

Das Gutachten der Kommission für Kulturschaffende55Gutachten der Kommission für Kulturschaffende. München 30.6.1947, ebd. widerspiegelt auch in anderen Punkten, wie überfordert diese Instanz war: Bezüglich der Gutachter Gustav Pezold und Paul Fechter bemerkte man, dass sie keineswegs antifaschistisch gewesen seien. Über den Grund von Zillichs Eintritt in die Partei wurden bloße Vermutungen angestellt. Viel gravierender wiegt jedoch, dass Zillichs oben geschilderte propagandistische Kulturarbeit unerwähnt blieb – sowohl die direkt vom Propagandaministerium finanzierten Lesereisen ins Ausland56Vgl. dazu Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich“, S. 435f. als auch seine im Auftrag desselben Ministeriums erfolgten Erkundungsreisen an die Front.57Ebd., S. 457. Ob die Freundschaft zu Hanns Johst, Präsident der Reichsschrifttumskammer, in dieser Hinsicht ausschlaggebend war, muss noch belegt werden und ist zu diesem Zeitpunkt eine Arbeitshypothese.

Zuletzt schrieb die Kommission für Kulturschaffende Zillich zugute, dass er „politisch unzuverlässige Elemente“ geschützt habe. Den Zusatz des Vorsitzenden Dr. Albert Stenzel, eines Kulturjournalisten und Filmemachers, wonach das Gutachten nicht die persönliche Meinung des Vorsitzenden sei, sondern das Ergebnis eines Mehrheitsbeschlusses der Kommissionsmitglieder, legte die Verteidigung als Distanzierung aus.

Da die politische Kommission für Kulturschaffende es versäumte, auf Zillichs besonders intensiv propagierten politischen Romane einzugehen, wurde die Deutungshoheit dem Autor selbst und seinen Gutachtern überlassen:

Meine Einstellung zu politischen Fragen läßt sich natürlich auch aus denjenigen meiner Dichtungen erkennen, deren Stoff geschichtlich ist, vornehmlich aus meinen Romanen „Zwischen Grenzen und Zeiten“ und „Weizenstrauß“.58Siehe dazu Zillichs Erklärung vor der Spruchkammer. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich, S. 8.

In diesem Kontext ließ sich auf die drohende Parteiamtliche Prüfungskommission bezüglich des Weizenstrauß hinweisen. Die Untersuchung habe er, so Zillich, durch die Bemerkung verhindert, dass nur ein Schwein über ihn behaupten könne, er sei „ein Feind des Volkes“.59Ebd., S. 9.

Die von der Verteidigung eingereichten Stellungnahmen stammen von teils sehr prominenten Autoren aus Zillichs literarischem Netzwerk und führen die Entnazifizierung als Farce vor Augen.60Ganz im Sinn der wegweisenden Forschung von Lutz Niethammer: Entnazifizierung in Bayern. Säuberung und Rehabilitierung unter amerikanischer Besatzung. Frankfurt am Main 1972. Dass eidesstattliche Erklärungen von Hans Grimm und Ina Seidel überhaupt als entlastende Unterlagen eingereicht wurden, veranschaulicht zudem einerseits die Abgrenzung von völkisch-national-konservativer und nationalsozialistischer Literatur und die nicht zu unterschätzende Rolle des literarischen Netzwerks.61Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur, S. 19–30. Andererseits zeigt sich, dass die Spruchkammer Starnberg keine Kompetenzen für den hier im Fokus stehenden literarischen bzw. südosteuropäischen Bereich hatte. Das gravierendste Beispiel ist die eidesstattliche Erklärung des siebenbürgisch-ungarischen Schriftstellers und zentralen Kulturideologen der ungarischen Nationalsozialisten József Nyírő, der ab Oktober 1944 Mitglied im ungarischen Pfeilkreuzler-Parlament war und nach Deutschland flüchtete. Im Verfahren wurde er als „der in Deutschland bekannteste lebende ungarische Dichter“ vorgestellt.62Siehe Antrag des Rechtsanwalts Hermann Alletag auf Einleitung des Spruchkammerverfahrens vom 29.11.1946. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich, S. 1.

Aus der langen Liste der weiteren Unterlagen63Gustav Pezold (Albert Langen Müller-Verlag), Paul Fechter (Literaturkritiker aus Berlin) Hans Carossa, Dr. Constantin Sassu (ehem. Ministerialrat), Dr. Herbert G. Göpfert (Lektor des Albert Langen Müller-Verlags), Dr. Franz Werneke (Überstudiendirektor, Hannover), Friedrich Bischoff (Generalintendant des Südwestfunks in Baden Baden), Dr. Gerhard May (evangelischer Bischof in Wien), Prof. Dr. Karl Kurt Klein (Germanist an der Universität Innsbruck), Dr. Johannes Klein (Germanist, Marburg), Dr. Rudolf K. Goldschmit-Jentner (Lektor und Schriftsteller, München), Dr. Rudolf Alexander Schröder (Dichter, Übersetzer), Prof. Dr. Paul Kuckhohn (Germanist), Carl Molitoris (Albert Langen Müller-Verlag), Dr. jur. Jürgen Eggebrecht (Braunschweig). Nicht zuletzt ist auf das Schreiben des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen zu verweisen. können im vorliegenden Rahmen nur einige wenige hervorgehoben werden. Wie bereits die erste Durchsicht von Zillichs einschlägiger Korrespondenz zeigt,64Besonders aussagekräftig sind in dieser Hinsicht die Korrespondenzen mit Karl Kurt Klein, Alexander Schröder aus den Jahren 1946–1947, IKGS-Archiv, NL-Zillich. hatte er – mit Ausnahme von Karl Kurt Klein, seines langjährigen Freundes und Mitstreiters, der 1940 den Klingsor hätte weiterführen sollen – erhebliche Schwierigkeiten, Germanisten ohne eine nationalsozialistische Vergangenheit zu finden, die vor der Spruchkammer aussagen oder ein Gutachten schreiben konnten. Alexander Schröders Gutachten hat der Verteidiger zunächst nicht einreichen wollen, da dieser über Zillichs „Irrtum“ sprach:

Es leidet keinen Zweifel, daß Herr Dr. Heinrich Zillich sich über die Person Adolf Hitlers, über die seiner Helfershelfer und über die von ihnen verfolgten unmenschlichen Ziele und Methoden im Irrtum befunden hat.65Dr. Rudolf Alexander Schröder an die Spruchkammer. Brief vom 27.8.1947. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, ebd., S. 1.

Der angesehene Germanist Paul Kluckhohn von der Universität Tübingen betonte in seinem Gutachten, dass er Zillich nur einmal getroffen habe. Den Titel seines bekanntesten Romans dichtete er in Zwischen Völkern und Zeiten um,66Dr. Paul Kluckhohn (Prof. für Deutsche Sprache und Literatur). Tübingen, 19.8.1947. In: ebd., S. 1. Kluckhohn galt als Nationalkonservativer, der auf eine gewissen Distanz zum Nationalsozialismus ging, sodass er 1945 Dekan an der Universität Tübingen wurde. Vgl. dazu Holger Dainat: Zur Berufungspolitik in der Neueren deutschen Literatur. In: ders et al: Literaturwissenschaft und Nationalsozialismus. Tübingen 2003, S. 55–86, hier: S. 59. während er in der Gestalt des Polenka aus Weizenstrauß eine Abrechnung mit gewissen nationalsozialistischen Erscheinungen sah, ohne jedoch auf den von der Rassentheorie geprägten Inhalt einzugehen. Das Gedicht Den Deutschen von Gott gesandt müsse vor der Begeisterung der Auslandsdeutschen und nicht etwa als „Konjunkturschreiberei zu Propagandazwecken“ interpretiert werden, so Kluckhohn.67Ebd.

Die eidesstattlichen Erklärungen von Franz Werneke und Jürgen Eggebrecht sollten Zillichs Mut und Widerstand belegen.68Franz Werneke: Eidesstattliche Erklärung, 8.8.1947; Erklärung von Dr. jur. Jürgen Eggebrecht, 15.7.1946. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich. In diesem Sinne erläuterte Werneke, wie der Autor gegen die „üblen Machenschaften der Partei gegen Kameraden offen und erfolgreich“ aufgetreten sei und „in einem Kasinotischgespräch dem General zugestimmt“ habe, als dieser die These aufstellte: „Führer befiehl, wir folgen dir! ist nicht germanisch, sondern asiatisch“.69Ebd. Dass Zillich „sogar historische Belege“ lieferte, soll mutig gewesen sein genauso wie seine Gewohnheit, die „brutalen Methoden und Maßnahme der NS-Regierung“ scharf zu verurteilen und „ihnen die freiheitliche Lebensordnung seiner siebenbürgischen Heimat“ gegenüberzustellen. Man habe in ihm „einen aufrichtigen Gegner der Parteimißbräuche gesehen“, so Werneke abschließend.70Ebd.

Jürgen Eggebrecht, der anonym denunziert worden war, erklärte in einem Brief an die Spruchkammer, wie Zillich ihn gerettet habe, indem er ein positives Gutachten über eine Übersetzung der Lebenserinnerungen des französischen Malers Maurice de Vlaminck geschrieben habe.71Erklärung von Dr. jur. Jürgen Eggebrecht. 15.7.1946. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

Besonders entlastend sollte auch die kurze Erklärung von G. A. Giles von der Durham Universität, die 1933 aus rassenpolitischen Gründen emigriert war, wirken:

I know how gravely concerned Heinrich Zillich has been about the degrading of human nature which accompanied the Nazi-System, and that it was his ardent desire to restore thoughtfulness and decent behaviour among man. […] I am convinced that with his rare gifts he has a real contribution to make towards a re-shaping of the German mind.72G. A. Giles (Professor of Education, University of Durham). 6.2.1947. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, ebd.

Das Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und Schwaben betonte zudem in einer Schrift an die Spruchkammer, es sei auf die Arbeit des „bekanntesten Dichters des Südostens“ angewiesen. Zillich habe acht Flüchtlinge aufgenommen und arbeite bereits seit zwei Jahren ehrenamtlich für seine geflüchteten Landsleute.73Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben an die Spruchkammer. Schreiben vom 11.7.1947. In: ebd. Zudem bat die Münchner Zentrale der Hilfs- und Beratungsstelle für Rumäniendeutsche im Evangelischen Hilfswerk darum, das Verfahren zu beschleunigen, da man Zillich anstellen wolle.74Münchner Zentrale der Hilfs- und Beratungsstelle für Rumäniendeutsche im Evangelischen Hilfswerk an die Spruchkammer Starnberg, 7.11.1946. In: ebd. Der Unterzeichner Otto Appel war 1940/41 Mitglied der Umsiedlungskommissionen für die Nord- und die Südbukowina, 1941–1945 Frontsoldat, 1945 Angestellter des Deutschen Roten Kreuzes, 1946–1949 Geschäftsführer der Hilfs- und Beratungsstelle für Südostdeutsche in München und hatte anschließend zahlreiche administrative und politische Funktionen in Bayern.

Wie die Unterlagen belegen, lag dem ganzen Verfahren die These zugrunde, dass es eine explizite nationalsozialistische Autorenschaft gegeben habe. Dabei werden zwei Faktoren außer Acht gelassen:

Zum einen hat es kaum eine Literatur gegeben, die sich als eine genuine literarische Umsetzung nationalsozialistischer Programme verstand; zum anderen reklamierte das III. Reich nach 1933 fast die gesamte völkisch-national-konservative Literatur, während es mit den eigentlichen Partei- und Gesinnungsautoren z. T. ins Gericht ging. Es sind nur wenige Autoren zu nennen, die sich dem Nationalsozialismus bereits in der Weimarer Republik zugehörig fühlten. Besonders zählten A. Bartels, D. Eckart, H. Grimm, H. Johst und E. G. Kolbenheyer dazu. Auch bei ihnen ist das offene Engagement vor allen Dingen in ihren programmatischen Bekenntnissen, weniger in ihren ,poetischenʻ Werken zu finden.“75Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur in Deutschland 1890–1945, S. 64f.

Vor diesem Hintergrund sind auch die kritischen Bemerkungen Zillichs über die Partei und die NS-Politik zu sehen bzw. seine Aussage: „Im übrigen ist noch niemand eingefallen, mich unter den sogenannten ,Nazidichternʻ zu nennen …“76Siehe dazu Zillichs Erklärung vor der Spruchkammer. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich, S. 13. Er sah sich auch nach 1945 als Verkünder des „europäischen Geistes“, ohne sich von seinen völkisch-nationalen Selbstverständnis zu distanzieren, das er von der nationalsozialistischen Gesinnung scharf trennte.

Obwohl Zillich nach 1945 seinen Beruf ausüben konnte, ist es ihm nicht gelungen, in der bundesrepublikanischen Verlagslandschaft in namhaften Häusern zu publizieren oder große Erfolge zu feiern. Seine Manuskripte wurden der Reihe nach abgelehnt, und er blieb lediglich in einer südosteuropäischen bzw. rechtsextremen Nische bekannt. Er gehörte weiterhin zu Hans Grimms Freundeskreis, besuchte aber immer seltener die Lippoldsberger Dichtertage und blieb später fern. Dazu schrieb er seinem engen Vertrauten Brehm:

Was mich hinderte in den letzten Jahren – jetzt bedauere ich mein Fernbleiben – war einmal Geldmangel, dann die Sorge, dass man bei der Hetze gegen Grimm meine Landsleute verleumden könnte, wenn ich dort anwesend war, aber drittens wehrte sich in mir auch die Einsicht in die Notwendigkeiten der Stunde, mit den Schmollenden auf die Bühne zu treten. Und Grimm war auch ein Schmollender, er verstand von Politik, die ja immer nur Schachzüge kennt und kennen soll, nach Maßgabe der im Feld stehenden Figuren, gar nichts. Er war ein Grundsätzlicher. Die muß es geben. Gewiß. Ich sagte mir aber, selbst das Grundsätzliche muß mit der Berücksichtigung der augenblicklichen Notwendigkeit gepaart sein, sonst hilft man dem Leben nicht.77Heinrich Zillich an Bruno Brehm, Brief vom 29.7.1960, ebd.

Zillich wurde also „vorsichtig“, nachdem er von 1952 bis 1963 Bundesvorsitzender und danach ein Vierteljahrhundert Ehrenvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen war. Dennoch pflegte er Kontakte in die rechtsextreme Szene: Er war Ehrenmitglied im Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes. 1977 hielt er z. B. einen Vortrag bei der Gesellschaft für Freie Publizistik über die „Deutschen in Südosteuropa“.78Vgl. dazu mehr Dossier Heinrich Zillich. In: http://www.halbjahresschrift.homepage.t-online.de/zill.htm#Mosaik, 2.8.2019. Gleichzeitig verstand er sich bis zu seinem Tod als Europäer, der mit Otto von Habsburg in Kontakt stand und mit Theodor Heuss in der die ganze Bundesrepublik beschäftigende Hymnenfrage korrespondierte.79Besonders interessant sind in dieser Hinsicht die wenigen Briefe von und an Otto von Habsburg und Theodor Heuss im Nachlass, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

Zillichs altes literarische Netzwerk schrumpfte zwar (besonders die in Siebenbürgen Verbliebenen fielen zunächst aus), mit vielen Akteuren blieb er aber weiterhin befreundet, u. a. mit Hans Grimm, Bruno Brehm und Karl Kurt Klein. Die Briefe zeigen, wie das alte Netzwerk nach 1945 aktiviert wurde und die „Starnberger literarische Elite“ zusammenhielt.80U. a. lebten Hanns Johst, Gustav Pezold und Ina Seidel hier. Siehe dazu Sibylle Friedrike Hellerer: Die NSDAP im Landkreis Starnberg. Von den Anhängen bis zur Konsolidierung der Macht (1919–1938). Inauguraldissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2014, S. 10f. Besonders aussagekräftig sind auch Zillichs Berichte, in denen er seine literarische Tätigkeit schilderte. 1951 schrieb er diesbezüglich an Grimm:

[I]ch war in Österreich, nochmals, und las an der Innsbrucker Universität vor überfüllter Aula. Nachher im Beisammensein von Professoren und Studenten merkte ich zum erstenmal [sic!], daß die Kulturpolitik der Besatzung, hier also der französischen, Einfluß aufs Denken der Jugend ausübte. Die jungen Burschen sprachen von Sartre, als ob er die Welträtsel gelöst hätte. Und das im Andreas-Hofer-Land und das bei Dozenten, die aus Siebenbürgen stammen!81Heinrich Zillich an Hans Grimm, Brief vom 23.6.1951, S. 1, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

Über seinen Besuch in Bozen äußerte er sich wesentlich positiver. Ebenso berichtete er über den Steierischen Dichtertag 1954, bei dem neben von Blunck und Cysarz viele Dilettanten aufgetreten seien.82Heinrich Zillich an Hans Grimm, Brief vom 31.7.1954, S. 1, ebd. 1956 las er in Salzburg und ließ u. a. seinen Landsmann Otto Folberth83Folberth gehörte auch zu den Autoren, die regelmäßig in Klingsor veröffentlichten. Er war vor 1945 Abteilungsleiter im Forschungsinstitut der Deutschen Volksgruppe in Rumänien und Direktor des angeschlossenen Presseorgans Deutsche Forschungen im Südosten. einladen.84Vgl. dazu den kurzen Briefwechsel mit Elisabeth Effenberger 1956, Brenner-Archiv, NL-Elisabeth Effenberger, ohne Signatur.

Die Korrespondenz mit Karl Kurt Klein veranschaulicht, dass diese Freundschaft nach 1945 wesentlich enger wurde als früher.85Zu dieser Freundschaft siehe Hermine Pilder-Klein: Karl Kurt Klein. Ein Gelehrtenleben im Umbruch. Versuch einer Darstellung. Jassy, Konstanz 1997, S. 532f. Klein unterstütze Zillich – z. B. durch Lesungen und im Vorstand des SOKW, indem er ihn als Herausgeber der Südostdeutschen Vierteljahresblätter empfahl –; zudem war er ein wichtiger Gesprächspartner, wenn es um siebenbürgisch-sächsische Angelegenheiten ging. So erhielt der Innsbrucker Professor detaillierte Berichte über Zillichs Besuche im Bonner Auswärtigen Amt.86Siehe z. B. Heinrich Zillich an Karl Kurt Klein, Brief vom 22.12.1956, IKGS-Archiv, NL-Zillich. In diesem Zusammenhang fiel die bittere Bemerkung: „Ich arbeite an meinen eigenen Dingen nichts mehr, ich betreibe Familienzusammenführung.“87Ebd.

Die wissenschaftliche Erschließung und Aufarbeitung von Zillichs Nachlass stehen noch bevor und ermöglichen die in der Fachliteratur fehlende Kontextualisierung seiner Laufbahn, die den Weg eines „südostdeutschen“ Schriftstellers vom interkulturellen Vermittler und Ideologen bis hin zum Vertriebenenfunktionär veranschaulicht. Sein Beispiel zeigt zudem, wie völkisch-national-konservative Autoren nach 1945 „unterhalb der Ebene der offiziellen Literaturdiskussion noch eine ausgedehnte Aktivität“88Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur in Deutschland 1890–1945, S. 106. entfalten konnten.

Anhand der aufzuarbeitenden umfassenden Korrespondenz lassen sich im vorliegenden Rahmen nur angedeutete Kontinuitäten und Brüche im literarischen Netzwerk genau untersuchen. Diese erklären teilweise, wie aus dem ehemaligen „gottbegnadeten Schriftsteller“ nach 1945 der Vertriebenenfunktionär und Schriftleiter der Südostdeutschen Vierteljahresblätter werden konnte. Die neue Tätigkeit beanspruchte nach Zillichs Angabe fast zwölf Stunden pro Tag, da er ca. 45 Prozent der Artikel selbst schrieb. Dazu merkte er an: „[D]ie meisten sonstigen Beiträge muss ich überarbeiten, weil alle Menschen jenseits der Leitha keine deutsche Sprachzucht und die madjarische Wortschwülstigkeit haben.89Heinrich Zillich an Bruno Behm, Brief vom 20.2.1967, S. 1, IKGS-Archiv, NL-Zillich. Der neue Wirkungsradius (des Schriftleiters) nach der kurzen erfolgreichen Karriere als Schriftsteller in der NS-Zeit ist ebenso in einem nächsten Schritt zu untersuchen.


Bearbeitetes Vortragsmanuskript. Vortrag gehalten im Rahmen des Panels „‘Südostdeutsche‘ Kulturarbeit auf dem Prüfstand. Kontinuitäten, Netzwerke, Forschungspotentiale“ im Rahmen des 1. Virtuellen Österreichischen Zeitgeschichtetags, 18.4.2020.

Tobias Weger (München): Das Südostdeutsche Kulturwerk in München im Kontext der westdeutschen „Vertriebenenkulturarbeit“ nach 1945. (Working Paper)

Enikő Dácz (München): Vom „gottbegnadeten“ Schriftsteller zum Schriftleiter. Heinrich Zillichs literarisches Netzwerk vor und nach 1945.

Florian Kührer-Wielach (München): Ein schwieriges Jubiläum. Das Südostdeutsche Kulturwerk 1951–2021. (Working Paper)

Chair: Linda Erker (Wien)


[1] Johann Böhm: Zillichs literarische und kulturelle Richtung. In: ders., Klaus Popa: Vom NS-Volkstum- zum Vertriebenenfunktionär. Die Gründungsmitglieder des Südostdeutschen Kulturwerks München und der Landsmannschaften der Deutschen aus Rumänien, Ungarn und Jugoslawien. Frankfurt am Main 2014, S. 45‒88.

[2] Das vorliegende Working Paper setzt eine Vorstudie fort und greift im ersten Teil darauf zurück. Siehe dazu Enikő Dácz: „Ein Genie der Freundschaft“ und „kaltschnäuziger Streber“ – Heinrich Zillichs literarisches Netzwerk im Nationalsozialismus. In: Germanistische Beiträge. Sibiu (erscheint voraussichtlich) 2020.

[3] William Totok: „Die Finger zu rostigen Krallen gebogen.“ Heinrich Zillich und die Topographie der Veränderung. In: Halbjahresschrift für südostdeutsche Geschichte, Literatur und Politik. Hg. Arbeitskreis für Geschichte und Kultur der deutschen Siedlungsgebiete im Südosten Europas, 43 (1993) H. 1, S. 57–72, hier: S. 57. Ebenso Johann Böhm: Hitlers Vasallen der Deutschen Volksgruppe in Rumänien vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2006, S. 60−76.

[4] Hans Bergel: Wirken und Wirkung Heinrich Zillichs nach dem Zweiten Weltkrieg. Persönliche Erinnerungen an einen außergewöhnlichen Siebenbürger. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 47 (1998) H. 2, S. 122–131.

[5] Totok: „Die Finger zu rostigen Krallen gebogen.“, S. 71. Laut Totok sind Zillichs rassistische Exzesse im Nachhinein beschönigt worden. Er wirft dies George Guțu, Hans Bergel und Ute Monika Schuller vor. Siehe George Guțu: Im Trubel der Geschichte. Heinrich Zillichs Briefe an Alfred Margul-Sperber. In: Anton Schwob (Hg.): Die deutsche Literaturgeschichte Ostmittel- und Südosteuropas von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Forschungsschwerpunkte und Defizite. München 1991, S. 206–215; Ute Monika Schuller: Heinrich Zillich. Erzähler – Lyriker – Essayist. In: Südostdeutsche Semesterblätter 12 (1963) H. 10–11, S. 1–24. Eine weitere begeisterte Stimme ist die von Wilhelm Bruckner. Siehe: Wilhelm Bruckner: Abschied von Heinrich Zillich. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 37 (1988), S. 185–187.

[6] Hans Wolfram Hockl: Waren die Sachsen ein Volk von Herren? In: ders.: Deutscher als die Deutschen. Dokumentarische Studie über NS-Engagement und Widerstand rumäniendeutscher Volkspolitiker. Eigenverlag des Verfassers 1987, S. 105–108.

[7] Siegbert Bruss: Weder Mythisierung noch pauschale Verurteilung, http://www.halbjahresschrift.homepage.t-online.de/zill.htm#Finger, 22.2.2019.

[8] Uwe-Karsten Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur in Deutschland 1890–1945. Stuttgart 1976, S. 69.

[9] Ebd.

[10] Allgemein zur Frage der Literatur und Modernität im Dritten Reich siehe ders.: Literatur und Drittes Reich. Schernfeld 1992, S. 241–256.

[11] Siehe dazu exemplarisch Heinrich Zillich: Die 4. Tagung des Erdélyi Helikon im Schloß Marosvécs, 1.–4. August. In: Klingsor 6 (1929) H. 9, S. 357.

[12] Siehe dazu u. a. Stefan Sienerth: Künstlerisches Selbstverständnis und Zugehörigkeitsdilemma deutscher Schriftsteller in Rumänien während der Zwischenkriegszeit. In: Peter Motzan, Stefan Sienerth (Hgg.): Deutsche Regionalliteraturen in Rumänien 1918−1944. Positionsbestimmungen, Forschungswege, Fallstudien. Internationale Tagung – III. Kongreß der rumänischen Germanisten Neptun/Schwarzmeerküste 16.–19. Mai 1994. München 1997, S. 95−116, hier: S. 113f.

[13] Vgl. u. a. Walter Myss: Fazit nach achthundert Jahren. Geistesleben der Siebenbürger Sachsen im Spiegel der Zeitschrift „Klingsor“ (1924–1939). München 1968, S. 10.

[14] Fritz Fabritius: Selbsthilfe. In: Klingsor. Siebenbügische Zeitschrift 7 (1930), H. 10, S. 412f.

[15] Die Richtung des politisch-ideologischen Engagements der Zeitschrift zeigt sich 1932 eindeutig, als dem fünften Sachsentag, den der Klingsor-Kreis mitinitiierte, ein Sonderheft des Klingsor gewidmet wurde.

[16] Pomarius: Zur Philosophie des Nationalsozialismus, S. 169.

[17] Heinrich Zillich: Deutsche Revolution. In: Klingsor 10 (1933) H. 5, S. 167−174. Vgl. dazu auch die Ausführungen von Böhm: Einfluss des Nationalsozialismus auf die Presse der deutschen Volksgruppen, S. 37.

[18] Ebd.

[19] Vgl. dazu die umfassende Korrespondenz von Heinrich Zillich in seinem Nachlass im IKGS. Der Bestand ist noch nicht sortiert und mit Signaturen versehen.

[20] Heinrich Zillich an Maria Zillich, Brief vom 14.11.1934, ebd.

[21] Erste Preise von dieser Zeitschrift erhielt er 1932, 1934.

[22] Mit 3000 Mark. In: Oedenburger Zeitung, 68. Jg., Nr. 78, 05.04.1935, S. 4; Anzeige. In: Westböhmische Tageszeitung, 36. Jg., Nr. 87, 12.04.1935, S. 4.

[23] Heinrich Zillich an Maria Zillich, Brief vom 4.12.1934, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[24] Zum Begriff des literarischen Feldes siehe Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Frankfurt am Main 2001.

[25] Zur Rolle des Instituts siehe u. a. Heinrich Zillich: Die Bedeutung des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart. In: Das Innere Reich. Zeitschrift für Dichtung, Kunst und deutsches Leben (1937/38) H. 7, S. 856.

[26] Csaki leitete das Institut ab 1933. Siehe dazu Johann Adam Stupp: Deutsche Autoren aus Rumänien in Hitlerdeutschland. In: Markel, Motzan (Hgg.): Deutsche Literatur in Rumänien und das „Dritte Reich“, S. 71−82, hier: S 77.

[27] Jan-Pieter Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich“. Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder. München 1995, S. 458–469.

[28] Neben Erwin Wittstock, Robert Hohlbaum, Bruno Brehm, Graf Bossi Fedrigotti und Karl H. Waggerl. Vgl. dazu u. a. Deutsche Dichter bei Alfred Rosenberg. In: Deutsches Nachrichtenbüro, 4. Jg., Nr. 278, 04.03.1937, S. 1; Die auslandsdeutschen Dichter bei Dr. Goebbels. In: Deutsches Nachrichtenbüro, 4. Jg., Nr. 279, 04.03.1937, S. 1; Reichsminister Dr. Goebbels empfing die grenz- und auslandsdeutschen Dichter. In: Hamburger Anzeiger, 50. Jg., Nr. 54, 05.03.1937, S. 2; Oesterreichische Dichter bei Goebbels. In: Freie Stimmen, 57. Jg., Nr. 54, 06.03.1937, S. 1.

[29] Böhm: Heinrich Zillich. In: ders., Klaus Popa: Vom NS-Volkstum- zum Vertriebenenfunktionär, S. 37−40.

[30] Siehe dazu u. a. Böhm: Zillichs literarische und kulturelle Richtung, S. 66−68.

[31] Vgl. dazu seine Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[32] Siehe dazu H. K.: Ehrungen deutscher Dichter aus Siebenbürgen im Reich. In: Klingsor 14 (1937) H. 6, S. 235.

[33] Briefe von der Deutschen Arbeitsfront, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[34] In Kronstadt wurde Zillich von Neustädter begrüßt. Diese Lesereise musste aus nicht näher präzisierten Zensurgründen abgebrochen werden. Vgl. Schuller: Erwin Neustädter und die Schrifttumskammer der „Deutschen Volksgruppe in Rumänien“, S. 179. Für Weiteres zu Zillichs Lesereise siehe Böhm: Zillichs literarische und kulturelle Richtung, S. 74−76.

[35] Vgl. dazu die Berufung in den Marienburger Dichterkreis. In: Deutsche Allgemeine Zeitung, 27. August 1942.

[36] Egon Hajek: Wanderung unter Sternen. Erlebtes, Erhörte und Ersonnenes. Stuttgart 1958, S. 165.

[37] Vgl. dazu z. B. Richard Csaki an Heinrich Zillich, Brief vom 1.3.1937, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[38] Werner Bergengruen über Zillich. Vgl. dazu Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2007, S. 684.

[39] Von Adolf Meschendörfer, über Erwin Wittstock bis Hans Grimm.

[40] Vgl. zu dieser Freundschaft Heinrich Zillich: Uns wird er immer geheimnisvoller werden. In: ders. (Hg.): Bekenntnis zu Josef Weinheber. Erinnerungen seiner Freunde, S. 247. Zu Weinheber in der NS-Zeit siehe u. a. Albert Berger: Josef Weinheber und der Nationalsozialismus. Zur politischen Biographie des Dichters. In: Uwe Baur, Helga Mitterbauer (Hgg.): Macht Literatur Krieg. Österreichische Literatur im Nationalsozialismus. Wien etc. 1998, S. 185–201.

[41] Walther Methlagl: Josef Weinheber: Zwei Briefe an Heinrich Zillich. In: Südostdeutsche Semesterblätter. 17 (1968) H. 20/21, S. 1–14.

[42] Helga Mitterbauer: Von »Gottbegnadeten« und anderen Privilegierten. Anmerkungen zur Literaturlenkung im Nationalsozialismus. In: Baur, dies. (Hgg.): Macht Literatur Krieg, S. 100–113, hier: S. 101.

[43] Ebd.

[44] Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich“, S. 335–337.

[45] Zum florierenden Buchmarkt siehe allgemein Christian Adam: Lesen unter Hitler. Autoren, Bestseller, Leser im Dritten Reich. Berlin 12010, S. 45–64.

[46] Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich. Es handelt sich überwiegend um Abschriften.

[47] Klageschrift vom 4.7.1947. In: ebd.

[48] Siehe dazu Zillichs Erklärung vor der Spruchkammer. In: ebd., S. 6.

[49] Ebd.

[50] Ebd., S. 3.

[51] Heinrich Zillich: Den Deutschen von Gott gesandt. In: A. F. Velmede (Hg.): Dem Führer. Worte deutscher Dichter (Tornistenschrift des OKW H. 37). o. O. 1941, S. 24.

[52] Vgl. dazu die Begründung in Spruch des Spruchkammer Starnberg, 1.11.1947. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich, S. 3.

[53] Siehe dazu Zillichs Erklärung vor der Spruchkammer. In: ebd., S. 13.

[54] Ebd.

[55] Gutachten der Kommission für Kulturschaffende. München 30.6.1947, ebd.

[56] Vgl. dazu Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich“, S. 435f.

[57] Ebd., S. 457. Ob die Freundschaft zu Hanns Johst, Präsident der Reichsschrifttumskammer, in dieser Hinsicht ausschlaggebend war, muss noch belegt werden und ist zu diesem Zeitpunkt eine Arbeitshypothese.

[58] Siehe dazu Zillichs Erklärung vor der Spruchkammer. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich, S. 8.

[59] Ebd., S. 9.

[60] Ganz im Sinn der wegweisenden Forschung von Lutz Niethammer: Entnazifizierung in Bayern. Säuberung und Rehabilitierung unter amerikanischer Besatzung. Frankfurt am Main 1972.

[61] Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur, S. 19–30.

[62] Siehe Antrag des Rechtsanwalts Hermann Alletag auf Einleitung des Spruchkammerverfahrens vom 29.11.1946. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich, S. 1.

[63] Gustav Pezold (Albert Langen Müller-Verlag), Paul Fechter (Literaturkritiker aus Berlin) Hans Carossa, Dr. Constantin Sassu (ehem. Ministerialrat), Dr. Herbert G. Göpfert (Lektor des Albert Langen Müller-Verlags), Dr. Franz Werneke (Überstudiendirektor, Hannover), Friedrich Bischoff (Generalintendant des Südwestfunks in Baden Baden), Dr. Gerhard May (evangelischer Bischof in Wien), Prof. Dr. Karl Kurt Klein (Germanist an der Universität Innsbruck), Dr. Johannes Klein (Germanist, Marburg), Dr. Rudolf K. Goldschmit-Jentner (Lektor und Schriftsteller, München), Dr. Rudolf Alexander Schröder (Dichter, Übersetzer), Prof. Dr. Paul Kuckhohn (Germanist), Carl Molitoris (Albert Langen Müller-Verlag), Dr. jur. Jürgen Eggebrecht (Braunschweig). Nicht zuletzt ist auf das Schreiben des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen zu verweisen.

[64] Besonders aussagekräftig sind in dieser Hinsicht die Korrespondenzen mit Karl Kurt Klein, Alexander Schröder aus den Jahren 1946–1947, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[65] Dr. Rudolf Alexander Schröder an die Spruchkammer. Brief vom 27.8.1947. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, ebd., S. 1.

[66] Dr. Paul Kluckhohn (Prof. für Deutsche Sprache und Literatur). Tübingen, 19.8.1947. In: ebd., S. 1. Kluckhohn galt als Nationalkonservativer, der auf eine gewissen Distanz zum Nationalsozialismus ging, sodass er 1945 Dekan an der Universität Tübingen wurde. Vgl. dazu Holger Dainat: Zur Berufungspolitik in der Neueren deutschen Literatur. In: ders et al: Literaturwissenschaft und Nationalsozialismus. Tübingen 2003, S. 55–86, hier: S. 59.

[67] Ebd.

[68] Franz Werneke: Eidesstattliche Erklärung, 8.8.1947; Erklärung von Dr. jur. Jürgen Eggebrecht, 15.7.1946. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[69] Ebd.

[70] Ebd.

[71] Erklärung von Dr. jur. Jürgen Eggebrecht. 15.7.1946. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[72] G. A. Giles (Professor of Education, University of Durham). 6.2.1947. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, ebd.

[73] Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben an die Spruchkammer. Schreiben vom 11.7.1947. In: ebd.

[74] Münchner Zentrale der Hilfs- und Beratungsstelle für Rumäniendeutsche im Evangelischen Hilfswerk an die Spruchkammer Starnberg, 7.11.1946. In: ebd. Der Unterzeichner Otto Appel war 1940/41 Mitglied der Umsiedlungskommissionen für die Nord- und die Südbukowina, 1941–1945 Frontsoldat, 1945 Angestellter des Deutschen Roten Kreuzes, 1946–1949 Geschäftsführer der Hilfs- und Beratungsstelle für Südostdeutsche in München und hatte anschließend zahlreiche administrative und politische Funktionen in Bayern.

[75] Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur in Deutschland 1890–1945, S. 64f.

[76] Siehe dazu Zillichs Erklärung vor der Spruchkammer. In: Amerikanische Entnazifizierungsakte, IKGS-Archiv, NL-Zillich, S. 13.

[77] Heinrich Zillich an Bruno Brehm, Brief vom 29.7.1960, ebd.

[78] Vgl. dazu mehr Dossier Heinrich Zillich. In: http://www.halbjahresschrift.homepage.t-online.de/zill.htm#Mosaik, 2.8.2019.

[79] Besonders interessant sind in dieser Hinsicht die wenigen Briefe von und an Otto von Habsburg und Theodor Heuss im Nachlass, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[80] U. a. lebten Hanns Johst, Gustav Pezold und Ina Seidel hier. Siehe dazu Sibylle Friedrike Hellerer: Die NSDAP im Landkreis Starnberg. Von den Anhängen bis zur Konsolidierung der Macht (1919–1938). Inauguraldissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2014, S. 10f.

[81] Heinrich Zillich an Hans Grimm, Brief vom 23.6.1951, S. 1, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[82] Heinrich Zillich an Hans Grimm, Brief vom 31.7.1954, S. 1, ebd.

[83] Folberth gehörte auch zu den Autoren, die regelmäßig in Klingsor veröffentlichten. Er war vor 1945 Abteilungsleiter im Forschungsinstitut der Deutschen Volksgruppe in Rumänien und Direktor des angeschlossenen Presseorgans Deutsche Forschungen im Südosten.

[84] Vgl. dazu den kurzen Briefwechsel mit Elisabeth Effenberger 1956, Brenner-Archiv, NL-Elisabeth Effenberger, ohne Signatur.

[85] Zu dieser Freundschaft siehe Hermine Pilder-Klein: Karl Kurt Klein. Ein Gelehrtenleben im Umbruch. Versuch einer Darstellung. Jassy, Konstanz 1997, S. 532f.

[86] Siehe z. B. Heinrich Zillich an Karl Kurt Klein, Brief vom 22.12.1956, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

[87] Ebd.

[88] Ketelsen: Völkisch-nationale und nationalsozialistische Literatur in Deutschland 1890–1945, S. 106.

[89] Heinrich Zillich an Bruno Behm, Brief vom 20.2.1967, S. 1, IKGS-Archiv, NL-Zillich.

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