Gedenkstätten der Verschleppung und Aussiedlung der Deutschen in Ungarn. 1952–2015

Beáta Márkus, Universität Pécs / Ágnes Tóth, Forschungszentrum für Sozialwissenschaften in Budapest

Dr. Beáta Márkus (geb. 1988) ist Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Stiftungslehrstuhls für deutsche Geschichte und Kultur im südötlichen Mitteleuropa an der Universität Pécs. Studium der  Geschichte und Liberal Arts an der Universität Pécs. Doktoratsstudium an der Andrássy Gyula Deutschsprachige Universität Budapest mit der Arbeit „Deportation deutschstämmiger Zivilisten aus Ungarn in die Sowjetunion 1944/1945”. Forschungsschwerpunkten sind die Geschichte und Lage der deutschen Minderheit in Ungarn, Zwangsarbeit und Zwangsmigration sowie Erinnerungskultur in Ungarn. 

Dr. Ágnes Tóth (geb. 1961) Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Forschungszentrums für Sozialwissenschaften in Budapest. 2010 Habilitation, 2018 Verleihung des Grades „Doctor of Sciences” (DSc) von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2002 am Institut für Minderheitenforschung in Budapest als stellvertretende Direktorin, 2010–2013 als Direktorin. 2015–2020 Leitung des Lehrstuhls für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Universität Pécs. Gremienarbeit u. a. am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm und in der Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa e. V. Zahlreiche Publikationen zur Lage nationaler Minderheiten in Ungarn seit 1920. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Deutschen in Ungarn im Sozialismus und die Erinnerungskultur der Zwangsmigration. 

Thematisierung der Ereignisse1

Das Ende des Zweiten Weltkrieges und das darauffolgende halbe Jahrzehnt waren eine der verhängnisvollsten Phasen in der Geschichte der deutschen Minderheit in Ungarn. Zwischen Dezember 1944 und Ende Januar 1945 wurden etwa 30.000 Angehörige der Gemeinschaft zur Zwangsarbeit („Reparationsarbeit“) in die Sowjetunion deportiert. Auf Grundlage des Prinzips der Kollektivschuld wurden anschließend innerhalb von anderthalb Jahren (19. Januar 1946 bis Juni 1948) etwa 220.000 Menschen nach Deutschland ausgesiedelt.

Die betroffenen lokalen Gemeinschaften nahmen die Geschehnisse während der Verschleppung und Aussiedlung/Vertreibung natürlich wahr und diese wurden so – mit unterschiedlicher Intensität – zu einem Teil der Identität des Kreises der sich erinnernden Personen. Die politischen Machthaber untersagten jedoch vier Jahrzehnte lang öffentliche Gedenkveranstaltungen, und auch die Errichtung von Gedenkstätten war nicht möglich. So blieben die Ereignisse der Nachkriegszeit im Gedächtnis der Gemeinschaft bruchstückhaft und an lokale Ereignisse gebunden, während sie der Mehrheit der ungarischen Gesellschaft gänzlich unbekannt waren. 

Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte von Zwangsarbeit und Aussiedlung, ihrer internationalen Hintergründe und der Zusammenhänge zwischen den Zwangsmigrationsprozessen in der Nachkriegszeit konnte so erst in den 1980er-Jahren begonnen werden. Die Fragestellungen dieser ersten Forschungen waren wesentlich von der sogenannten Potsdamer Legende geprägt, d.h. von der ausschließlichen Interpretation der Aussiedlung der Ungarndeutschen als außenpolitische Notwendigkeit und auf Anordnung der Großmächte hin.2 In methodischer Hinsicht sind diese Arbeiten durch einen positivistischen, deskriptiven und ereignisorientierten Ansatz gekennzeichnet. 

In den 1990er-Jahren erweiterte sich der thematische und methodische Horizont dieser Forschungen. Bezüglich der Zwangsmigration rückte nun die komplexe Untersuchung dieses Prozesses in den Vordergrund, d.h. die Analyse der jeweiligen Verantwortung der Großmächte, der ungarischen politischen Führung und der ungarischen Gesellschaft, die Bestimmung der daraus resultierenden regionalen Unterschiede, die Auseinandersetzung mit der Integration der Vertriebenen in Deutschland sowie die Aufarbeitung der Schicksale der Vertriebenen, die sich in Deutschland nicht zurechtfanden und nach Ungarn zurückkehrten. In den folgenden Jahren verlagerte sich die Aufmerksamkeit erfreulicherweise auf die sozialgeschichtlichen Aspekte der Vertreibung.3 Die Geschichte der Deportationen zum „malenkij robot“4 erhielt größere Aufmerksamkeit und es wurden überdies auch zahlreiche Interviews mit Überlebenden durchgeführt. In den meisten Fällen erfolgte die Befragung jedoch ohne ein angemessenes methodisches Fundament und es wurde nicht unter dem Gesichtspunkt der Erinnerungskultur analysiert. In den vergangenen Jahren rückten Forschungen, die sich mit den regionalen Unterschieden der Deportation der Deutschen und mit deren Hintergründen befassten, in den Mittelpunkt.5

6Einen weiteren Wendepunkt in der Beurteilung der Repressalien der Staatsmacht gegen die Deutschen in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg stellt der politische Systemwechsel in Ungarn dar. Die neue politische Elite strebte danach, sich von den Verbrechen, die vom staatssozialistischen System begangen und anschließend vertuscht worden waren, zu distanzieren. Sie bemühte sich, die Betroffenen zu gewinnen und ihnen eine finanzielle Entschädigung zu gewähren. Im Jahr 1990 reagierte das Parlament mit zwei Beschlüssen – Nr. 35/1990 und Nr. 36/1990 – auf das Unrecht, das den Deutschen angetan worden war. In diesen stellte das Parlament die Tatsache des Rechtsbruches fest und erklärte, dass die Verschleppung der Ungarndeutschen ab 1944 und ihre anschließende Aussiedlung eine grobe Verletzung der Menschenrechte und ein unrechtmäßiges Vorgehen gewesen sei. Die Betroffenen waren unschuldig gewesen und hatten allein aufgrund ihrer nationalen Zugehörigkeit Leid erfahren. Die daraufhin ergriffenen Maßnahmen waren entsprechend ein Ausdruck der kollektiven Verantwortlichmachung der Deutschen in Ungarn: Die Nationalversammlung sprach den Angehörigen der Verstorbenen ihr Beileid und den Überlebenden der Leidenszeit ihr Mitgefühl aus.

7Parallel zur juristischen Rehabilitierung wurden zahlreiche Ausstellungen und Konferenzen organisiert, insbesondere im Zusammenhang mit den Jahrestagen der Vertreibung (1996–1998, 2006–2008), und es wurden Gedenkveranstaltungen unter Beteiligung von Staatsvertretern und Abgeordneten der Parlamentsparteien abgehalten, die auf ein reges Presseecho stießen. Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen gedachte am 23. und 24. März 1996 mit einer zentralen Veranstaltung in Budakeszi des 50. Jahrestages der Vertreibung.8 Am 7. Juni 1996 wurde dann der Grundstein für eine zentrale Gedenkstätte der Vertreibung auf dem alten Friedhof in Budaörs gelegt.9 Am 16. Mai 1997 fand im Hof des Lenau-Hauses in Pécs die Einweihung des Denkmals der Vertreibung statt, bei der Staatspräsident Árpád Göncz anwesend war und eine Ansprache hielt. Heinrich Reitinger, Direktor des Ungarndeutschen Sozial- und Kulturwerkes, sprach im Namen der Vertriebenen und bewertete den Prozess der Neubeurteilung der Ungarndeutschen in den 1990er-Jahren bzw. die damaligen politischen Maßnahmen wie folgt: „Für uns hat eine neue Geschichtsschreibung begonnen”. Diese Ereignisse signalisierten, dass die Regierung öffentlichen, ritualisierten Gedenkfeiern an die Vertreibung der Ungarndeutschen nicht nur zustimmen, sondern sie auch unterstützen würde. Und die nun folgende Errichtung von landesweiten Gedenkstätten hob das Gedenken von der lokalen auf die gemeinschaftlich-nationale Ebene.

Am 60. Jahrestag der Vertreibung setzte sich dieser Erinnerungsprozess mit wachsender politischer und öffentlicher Unterstützung fort. Im Jahr 2006 eröffneten die deutsche Botschafterin in Budapest, Ursula Seiler-Albring und der Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Ottó Heinek im Haus des Terrors in der ungarischen Hauptstadt eine Sonderausstellung mit dem Titel „Deutsches Schicksal in Europa – Schwäbisches Schicksal in Ungarn“. Im Juni 2006 wurde das zentrale Vertriebenendenkmal in Budaörs feierlich eingeweiht. In seiner Rede aus diesem Anlass dankte Präsident László Sólyom den deutschen Heimatvertriebenen und ihren Familien. Eine ähnliche Geste machte auch Parlamentspräsidentin Katalin Szili am 16. November 2007 auf einer Konferenz im Parlament, die unter dem Titel „Sie kamen mit einem Bündel“ stattfand. 

Als Höhepunkt dieses Prozesses können der Parlamentsbeschluss Nr. 88/2012 und der Änderungsbeschluss Nr. 103/2013 angesehen werden, mit denen der 19. Januar zum Tag der des Gedenkens an die Verschleppung und Vertreibung der Deutschen in Ungarn erklärt wurde.10 Dieser Schritt ist bisher einmalig in den mittel- und osteuropäischen Staaten, in denen es zur Verschleppung und Vertreibung der dortigen deutschen Minderheiten gekommen war. 

Obwohl sich der Name des Gedenktages zunächst nur auf die Verschleppungen zur Zwangsarbeit bezog und der Begriff „Vertreibung“ (elűzés) erst durch die Änderung des Entschlusses hinzugefügt wurde, blieb die Thematisierung der Verschleppungen lange Zeit im Hintergrund. Auch wenn die wissenschaftliche Erforschung der Deportationen zum Zwecke der Wiedergutmachung – wie erwähnt – bereits Ende der 1980er–Jahre eingesetzt hatte, Gedenkveranstaltungen stattgefunden hatten und Gedenkstätten errichtet worden waren, so entwickelte sich hieraus dennoch keine landesweite, an allen betroffenen Orten abgehaltene Reihe von Gedenkveranstaltungen. 

Eine Veränderung trat erst 2015 auf zivilgesellschaftliche Initiative hin ein, als die Regierung am 20. Januar 2015 zum Gedenkjahr an die in die Sowjetunion verschleppten politischen Gefangenen und Zwangsarbeiter(-innen) verkündete.11

Im Rahmen des Gedenkjahres stellte der Staat mittels Ausschreibungen erhebliche finanzielle Mittel zur Erforschung der Deportationen ungarischer Staatsbürger in die Sowjetunion sowie für Gedenkausstellungen und Erinnerungsveranstaltungen zur Verfügung. Im Zuge dieses Gedenkens wurde der Begriff der „Deportation zum Malenkij Robot”, der sich bis dahin nur auf die Verschleppung der Deutschen bezogen hatte, auf alle aus Ungarn deportierten Menschen ausgeweitet. Dies bedeutete einen neuen Ansatz in der Interpretation der Ereignisse.

Trotz dieses Prozesses, der sich seit dem politischen Systemwechsel vollzieht, kann jedoch nicht davon gesprochen werden, dass sich die Ereignisse der Deportation und Vertreibung der Ungarndeutschen in das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein eingeprägt haben. Auch die damit zusammenhängenden Gedenkveranstaltungen, Publikationen, Filme und literarischen Werke richten sich in erster Linie an die Angehörigen der deutschen Volksgruppe bzw. erreichen vor allem diesen Kreis. Nur hier stoßen sie auf größeres Interesse.

Forschungshintergrund und analytische Gesichtspunkte 

Eine umfangreiche zusammenfassende wissenschaftliche Arbeit über die Erinnerungskultur der deutschen Minderheit in Ungarn liegt bislang nicht vor. Zwar wurden historische Forschungen zu einzelnen identitätsstiftenden Ereignissen (An- und Aussiedlung) durchgeführt,12 diese sind allerdings nur auf Teilaspekte ausgerichtet. 

Auch die Zahl der Arbeiten, die sich mit der Erinnerung an die Deportation und Vertreibung der Ungarndeutschen und mit den entsprechenden Gedenkstätten beschäftigen, ist gering. Die erste derartige Studie, die sich – als Teil von Forschungen über die politische Denkmalerrichtung nach dem Systemwechsels – mit diesem Thema befasst, stammt aus der Feder von Géza Boros.13 Ein Buch über die Denkmäler, die die Verschleppung in die Sowjetunion thematisieren, verfasste Zalán Bognár.14 Das Ziel des Bandes bildete allerdings nicht die umfassende Erschließung des Themas, er führte vielmehr anhand einzelner Beispiele die auf diesem Gebiet zu beobachtenden Tendenzen vor Augen. 2017 publizierte das Institut für Nationales Kulturerbe einen Band, als dessen Zielsetzung die Erstellung einer Liste von Denkmälern genannt wird, die im Rahmen der Gedenkjahre von 2015 bis 2017 errichtet wurden.15 Der Band enthält aber nicht nur derartige Denkmäler, sondern auch Objekte, die vor der Verkündung des Gedenkjahres eingeweiht wurden. Auch diese Arbeit ist also nicht als umfassend zu betrachten. In Anbetracht all dessen lässt sich feststellen, dass die Erinnerungskultur im Zusammenhang mit der Verfolgung der Ungarndeutschen am Ende des Zweiten Weltkriegs noch weitestgehend unerforscht ist. Eine systematische Dokumentation und Analyse von Denkmälern und Gedenkstätten zu diesen Themen wurde bisher nicht durchgeführt. Diese Lücke soll durch die im Rahmen des Instituts für Minderheitenforschung des HUN-REN Gesellschaftswissenschaftlichen Forschungszentrums begonnenen Erhebungen geschlossen werden. Ihr Ziel es ist, eine Bestandsaufnahme der Gedenkstätten zur Erinnerung an Deportation und Vertreibung der Ungarndeutschen zu erstellen, die verschiedenen Typen von Gedenkstätten (Mahnmale, Gedenktafeln, Gedenkparks) zu bewerten und zu vergleichen, die Umstände ihrer Errichtung (Initiatoren, Geldgeber usw.) zu ermitteln sowie die Inhalte der Gedenkfeiern zu dokumentieren und zu analysieren.16

In der zweiten Hälfte dieses Artikels werden erste Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens zusammengefasst. Anhand der Angaben zu den mehr als 200 bisher dokumentierten Denkmälern versuchen wir, ihr Entstehungsdatum, ihre lokale Verortung, die Symbolik der Objekte und ihre Inschriften zu erläutern. Die Analyse geht nicht auf die inhaltlichen Aspekte und politischen Kontexte der Objekte ein, auf diese kann nur verwiesen werden. Die Denkmäler, die im Rahmen des Projekts „Gedenkjahr an die in die Sowjetunion verschleppten politischen Häftlinge und Zwangsarbeiter“ errichtet wurden, sind nicht in die Analyse einbezogen worden, da die Deportation der Ungarndeutschen hier – wie bereits dargelegt – in einem anderen analytischen Kontext erfolgte. Zudem ist die Ausschreibungsdokumentation für die mit öffentlichen Geldern errichteten Gedenkstätten nur teilweise zugänglich. 

Obwohl beide Ereignisse jahrzehntelang verschwiegen wurden, ist es bemerkenswert, dass die regelmäßigen Gedenkfeiern zur Erinnerung an die Vertreibung vor den Gedenkveranstaltungen an die Deportationen begannen. Die Tatsache, dass diese Ereignisse nicht gleichzeitig enttabuisiert wurden, hat mehrere Gründe. Die Aussiedlungen betrafen eine erheblich größere Zahl von Menschen als die Verschleppungen zur Zwangsarbeit, und die Auswirkungen der Vertreibungen sind – aufgrund der zerrissenen Familienbande, des Verlusts von Heimat, Kultur, Identität o.ä. – auch noch Jahrzehnte nach den Ereignissen in der Erinnerung der Betroffenen lebendig. Schon aus diesem Grund war es nicht möglich, die Erinnerung daran vollständig zu unterdrücken. Die Rolle der Sowjetunion bei den Verschleppungen trug gleichzeitig dazu bei, dass diese in besonderem Maße tabuisiert wurden. Als Ordnungsprinzip der Studie wurde jedoch die Chronologie der Ereignisse und nicht ihr Hervortreten in der Erinnerungskultur gewählt, sodass zunächst die Gedenkstätten der Deportationen und dann die Orte der Vertreibungen untersucht wurden. 

Im Allgemeinen verstehen wir Gedenkstätten zur Erinnerung an die Verschleppung und Vertreibung als Kommunikationsmittel. Sie sind Ausdruck des Systems der Erinnerungskultur der deutschen Minderheit in Ungarn und beeinflussen das individuelle Geschichtsbewusstsein der Angehörigen der Gemeinschaft.17 Unter Rückgriff auf die Definition von Stephan Scholz verstehen wir unter „Gedenkstätte“ jedes materielle Zeichen der Erinnerung im öffentlichen Raum, das zum Gedenken an die Deportation der Mitglieder der betreffenden Gruppe in die Sowjetunion am Ende des Zweiten Weltkriegs, an ihre Aussiedlung nach Deutschland sowie an ihre zurückgelassene Heimat geschaffen wurde. Dazu gehören auch bereits existierende Objekte, die von der Gemeinschaft zu diesem Zweck genutzt werden, unabhängig von ihrer früheren Funktion.18 Gedenkstätten (Denkmäler, Erinnerungstafeln, Gedenkparks usw.) sind klassische Mittel der Erinnerung, ihre Aufgabe ist es, dem Prozess des Vergessens entgegenzuwirken.19 Das Schaffen von „Markierungen“ zur Vergegenwärtigung der Vergangenheit ist deshalb notwendig, weil sie – auch nach dem Tod der betroffenen Generation – die Erinnerung an Ereignisse, die für die Gemeinschaft von Bedeutung sind, wachhalten. Das Bedürfnis nach langfristigem Erinnern bzw. nach Dauerhaftigkeit, Zeitlosigkeit und Unveränderlichkeit drückt sich auch in der Wahl des Materials für die Denkmäler aus, die in den meisten Fällen aus Metall oder Stein bestehen.20 Die Errichtung von Gedenkstätten bringt die Wertvorstellungen der Gruppe zum Ausdruck und zeigt, an welche Ereignisse sie sich aktiv erinnern will und welche sie – mittels der Auswahl – in Vergessenheit geraten lassen möchte. Die Auswahl wird zudem stets von den Normen der Gruppe, ihrem Identitätskonzept und den Machtverhältnissen der Gegenwart beeinflusst. Die räumliche Gebundenheit der Gedenkstätte und des Denkmals zeigt auch, dass die anzusprechende Gruppe in der Regel ebenfalls ortsgebunden ist – sie will ein vergangenes Ereignis für die dort lebenden Menschen dauerhaft präsent und unausweichlich machen und damit das Geschichtsbewusstsein prägen.21 Dies ist vor allem dann möglich, wenn die jeweilige Gedenkstätte mit wiederkehrenden sozialen Handlungen verbunden ist, also mit regelmäßig stattfindenden Gedenkfeiern, die das Geschichtsbild der Gruppe immer wieder aktualisieren. 

Da die Denkmäler für die gedenkende Gemeinschaft einen Teil des öffentlichen Raumes für lange Zeit in Anspruch nehmen, verraten Anzahl, Größe und Standort der Denkmäler zugleich die Stellung der Gruppe in der sozialen Hierarchie.22 Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Erinnerungsgemeinschaft einen Teil der Gesamtgesellschaft bildet, der über eine von der Mehrheit abweichende Geschichte verfügt. Auf diese Weise bietet die Denkmalerrichtung auch die Möglichkeit, sich im Gefüge konkurrierender Vergangenheitsvorstellungen zu verorten. Außerdem muss die Minderheit die Zustimmung der Mehrheitsgesellschaft und der politischen Macht einholen, um ein „Zeichen des Gedenkens“ im öffentlichen Raum zu setzen. Dies erfordert mitunter, dass die Minderheit ihr Bild von der eigenen Vergangenheit den gesellschaftlichen Erwartungen anpasst. 

Die Tatsache, dass es Ende des 20. Jahrhunderts für eine ethnische Minderheit möglich wurde, ein Denkmal im öffentlichen Raum zu errichten, ist Teil eines Demokratisierungsprozesses, der seit der Neuzeit im Gange ist. In früheren Zeiten war der öffentliche Raum größtenteils auf die Erinnerung an „große Menschen“ und Ereignisse beschränkt.23 Den Höhepunkt dieses Prozesses bildete das Faktum, dass auch Minderheitengruppen in die Lage versetzt wurden, ihr eigenes Geschichtsbild im öffentlichen Raum zu präsentieren, auch wenn sich dieses von der Interpretation der Mehrheitsgesellschaft hinsichtlich eines bestimmten Ereignisses unterschied oder ihr manchmal sogar widersprach. 

Gedenkstätten der Verschleppung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion

Die ersten Denkmäler, die an die Deportation von Menschen deutscher Abstammung erinnern sollen, wurden bereits zu einem erstaunlich frühen Zeitpunkt errichtet. Das erste bekannte Objekt wurde 1952 in Gyula aufgestellt. An einer Innenwand der Josephskirche im Stadtteil „Deutschstadt“ wurde eine Tafel mit der Aufschrift „Zum Gedenken an unsere Lieben, die in den Kohlebergwerken des Donbass starben“24 angebracht, zusammen mit den Namen der Todesopfer.25 Eine weitere Gedenkstätte wurde 1957 in Óbánya in der Baranya eingerichtet. Heimkehrer aus der Sowjetunion renovierten dort das 1863 auf dem Friedhof errichtete Steinkreuz und versahen es mit der Inschrift: „Renowiert zurErinnerunk von Heimkehr aus Ruszland“. In die Reihe der frühen Denkmäler gehört auch ein 1965 auf dem Friedhof von Taksony errichtetes, nicht gekennzeichnetes Kreuz, an dem erst 1989 die folgende Inschrift auf Ungarisch angebracht wurde: „Zum Gedenken an geliebte Menschen, die in der Ferne, an einem unbekannten Ort starben, errichtet von den Bewohnern von Taksony 1965“.26

Die Errichtung dieser frühen Denkmäler ist insofern überraschend, als zu dieser Zeit selbst die bloße Erwähnung der Deportationen ein Tabu darstellte. In Erinnerungstexten und Interviews aus der Zeit nach dem Systemwechsel erwähnten die Betroffenen häufig, dass sie nach ihrer Rückkehr ein Schweigegelübde ablegen mussten und dass die Behörden ihnen mit verschiedenen Sanktionen drohten, falls sie über das, was ihnen widerfahren war, sprechen würden.27 Vor diesem Hintergrund erscheint es geradezu leichtsinnig, Denkmäler zu errichten, auch wenn alle drei Fälle von einer gewissen Vorsicht geprägt waren. Auf den Objekten ist kein Text zu finden, und wenn doch, dann weist er nicht eindeutig auf die Verschleppung durch die Sowjets hin. Das gemeinsame Merkmal der Denkmäler aus dieser Zeit ist ihr kirchlicher Bezug, der sich in der Wahl des Aufstellungsortes widerspiegelt. Die Denkmalserrichtung in sakralen Räumen drückt das Verlangen aus, die Toten zu bestatten, d.h., dass dieser Raum auch als symbolische Grabstätte der Opfer dient. Diese Elemente finden sich auch bei den meisten der späteren Denkmäler wieder. 

Nach dem Systemwechsel stieg die Zahl der Gedenkstätten, die an die Verschleppung der deutschstämmigen Zivilisten erinnern, sprunghaft an. Infolge der politischen Wende endete nämlich der Zwang, zu schweigen. Die Errichtung von Gedenkstätten in größerer Zahl machte es möglich, die örtlichen Erfahrungen zu verewigen bzw. die Ereignisse in die kollektive Identität der deutschen Nationalität einfließen zu lassen. Dieser Prozess wurde dadurch verstärkt, dass die örtlichen Gemeinschaften die betroffenen Personen als Zeugen zu Wort kommen ließen. Diese Erzählungen verliehen einerseits den Ereignissen für die jüngeren Generationen Authentizität, andererseits machten sie den persönlichen und einzigartigen Charakter des Leidens deutlich. Im Jahrzehnt nach dem Systemwechsel wurden die Gedenkstätten zumeist von Angehörigen der örtlichen deutschen Minderheit, von den damals gebildeten Minderheitenselbstverwaltungen sowie von Privatpersonen oder von den Kommunalverwaltungen eingerichtet. Auch wenn die ungarndeutsche Gemeinschaft eindeutig das Ziel verfolgte, die Erinnerung an die Deportation zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion stärker als bisher in das kollektive Gedächtnis einfließen zu lassen, kann dieser Prozess nicht losgelöst vom geistigen Umfeld der damaligen Jahre und dem Wunsch nach politischer Rehabilitierung betrachtet werden. In den Denkmälern, die in dieser Zeit – im Zusammenhang mit den erinnerungspolitischen Bestrebungen der Regierungen – errichtet wurden, kam der Darstellung der „Verbrechen des Kommunismus“ eine besondere Bedeutung zu. 

Sowohl für die im sakralen Raum als auch auf den Hauptplätzen errichteten Gedenkstätten triff zu, dass diese keine „authentischen Orte“ sind bzw. nicht in unmittelbarer Verbindung zu dem stehen, was 1944/1945 geschah. Die deutsche Fachliteratur unterscheidet diesen Sachverhalt mittels der Begriffe „Denkmal an die Zeit“ und „Denkmal aus der Zeit“.28 In einigen Fällen wurden jedoch Gedenkstätten auch an authentischen Orten errichtet: So wurde 1996 an der – mittlerweile abgerissenen – Lakits-Kaserne in Pécs (dt. Fünfkirchen), in die die Deutschen aus der Baranya vor ihrer Deportation gebracht wurden, eine Gedenktafel angebracht. Auch an der Wand der Schule von Bátaszék erinnert eine Tafel daran, dass die aus dieser Gegend deportierten Deutschen einige Tage lang dort gefangen gehalten worden waren. Und das Mahnmal, das 2014 neben dem Bahnhof in Szerencs eingeweiht wurde und auch als zentrale Gedenkstätte für die Deportationen dient, erinnert an das Schicksal aller in den Eisenbahnwaggons „verfrachteten“ Zivilisten der Region und nennt die Namen der betroffenen Dörfer. Über die Symbolik der Denkmäler lassen sich relativ wenige allgemeine Feststellungen treffen. Im Vergleich zu den Denkmälern der Vertreibung fällt vor allem das Fehlen aufwendiger ikonografischer Merkmale, Symbole und figuraler Elemente auf. Auch wenn der Eisenbahnwaggon, die Silhouette einer Lore, die auf die schwere Arbeit im Bergwerk verweist, oder die Grubenlampe auf einigen Gedenktafeln und Denkmälern zur Deportation zu finden sind, kann nicht von einem allgemein verwendeten Symbolsystem gesprochen werden. Das am häufigsten verwendete Symbol ist das Kreuz, das zum einen die Anpassung an den als Schauplatz dienenden sakralen Raum zum Ausdruck bringt und zum anderen die Funktion des Grabsteins für die Todesopfer übernimmt. Dies kann nicht nur an den frühen Denkmälern beobachtet werden, sondern auch an denen, die in den letzten drei Jahrzehnten errichtet wurden. Die Denkmäler für die Deportierten wurden nur in den seltensten Fällen an zentralen und gut sichtbaren Plätzen eines Ortes errichtet. Eine Ausnahme bilden lediglich die sogenannten Heldendenkmäler des Ersten Weltkrieges, die erst während der 1990er-Jahre so erweitert wurden, dass sie auch an die Deportierten erinnern.29

Zu den „gemeinsamen Denkmälern“ gehören auch solche, die verschiedene Ereignisse und Opfergruppen miteinander verbinden. Ein Beispiel dafür ist die Skulptur von Tibor Szervátiusz in Nagymaros aus dem Jahr 1994, die neben den zu Reparationsleistungen deportierten Deutschen auch der Opfer von 1956 gedenkt.30 Das Bindeglied bildet hier wohl die Darstellung der Opfer der sowjetischen Unterdrückung bzw. der kommunistischen Diktatur als eine Gruppe. Einen ähnlichen Gedanken spiegelt sicherlich auch das Denkmal von Tibor Gusztáv in Villány wider. Dieses wurde 2012 zum Gedenken an die verschleppten und ausgesiedelten Deutschen sowie an die in die Hortobágyer Puszta umgesiedelten „Kulaken“ errichten.31

Deportation und Vertreibung erhielten oft gemeinsame Gedenkstätten. Diese Denkmäler verbinden die von der Roten Armee durchgeführten Deportationen also nicht mit dem Kommunismus, sondern mit der Herkunft der Opfergruppe. Derartige gemeinsame Werke wurden beispielsweise in Ecseny,32 Magyarhertelend und Kiskassa33 aufgestellt. Dieser Ansatz wurde im letzten Jahrzehnt zurückgedrängt, das vereinheitlichte Gedenken im Gulag-Gedenkjahr ließ diese Form des Erinnerns nicht überleben.34

Ein beträchtlicher Teil der Denkmäler sind in ungarischer und deutscher Sprache beschriftet, wobei in den letzten Jahren eine Dominanz der ungarischen Sprache festzustellen ist. Wie bereits erwähnt, geht aus den Inschriften in vielen Fällen nicht eindeutig hervor, welchem Ereignis konkret gedacht werden soll. Es wird so gewissermaßen ein „gemeinsames Wissen“ der jeweiligen Gemeinschaft vorausgesetzt. Dieser Sachverhalt charakterisiert Gedenkstätten generell, denn ihre Aufgabe ist nicht die Aufklärung und Information, sondern die Vermittlung und Aktualisierung eines bereits bestehenden Geschichtsbildes.35 Dies gilt insbesondere für die frühen Deportationsdenkmäler, bei denen aus Furcht vor Repressalien der politischen Machthaber die Gedenkorte selbst verborgen blieben.

Gedenkstätten der Aussiedlung nach Deutschland

Obwohl die politische Rehabilitierung im Zuge des Systemwechsel erfolgte, wurde eine größere Anzahl von Gedenktafeln und Denkmälern zum Thema der Vertreibung erst ab der zweiten Hälfte der 1990er–Jahre, in Zusammenhang mit den Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag der Ereignisse, aufgestellt. In diesem Fall bestand kein dringender Bedarf an einer symbolischen Beerdigung der Toten. Die Errichtung der Denkmäler wurde – worauf zumindest ihre geografische Lage hinweist – nicht durch den Anteil der in der Siedlung lebenden Deutschen beeinflusst. 

Die Denkmalerrichtung wurde in der Regel durch die örtliche deutsche Minderheitenselbstverwaltung und/oder durch die kommunale Verwaltung, durch die lokalen Kirchengemeinden und die ausgesiedelten Deutschen bzw. durch ihre Organisationen initiiert. Sie waren die Geldgeber, fallweise traten als Unterstützer aber auch Privatpersonen oder (deutsche) Partnergemeinden hervor. Seit Ende der 1990er-Jahre war zudem bei größeren, figuralen Denkmälern – wie in Elek und Bácsalmás – auch der Staat als Auftraggeber und/oder Financier in den Prozess eingebunden. 

Hinsichtlich des Aufstellungsortes der Denkmäler ist festzustellen, dass versucht wurde, authentische Orte auszuwählen. In Bezug auf die Aussiedlungen konnten in der jeweiligen Gemeinde auch mehrere derartige Standorte definiert werden. Ein häufiger Ort war beispielsweise das Gemeindehaus (Csávoly, Csátalja), wo die Deportationskommandos gearbeitet und wo die Liste der auszusiedelnden Personen ausgehängt worden war. Die Denkmäler wurden auch an den Mauern der Kirchen, in denen die letzte heilige Messe gefeiert worden war, an den Sammelstellen und an den Bahnhöfen (Bóly) oder in deren Nähe aufgestellt. Auch in diesen Fällen untermauerte die sakrale Umgebung die Notwendigkeit des Schutzes und die Bedeutung des Gedenkens. 

Im Gegensatz zu den Deportationsgedenkstätten sind die Vertriebenendenkmäler oft auffällig und demonstrativ, was sich auch in ihrer räumlichen Verortung ausdrückt. Mehrere wurden beispielsweise an zentralen Orten der Gemeinden, auf Hauptplätzen oder verkehrsreichen Knotenpunkten errichtet. In anderen Fällen markiert das Denkmal symbolisch den eigenen Raum, eine Besetzung des eigenen Raums. Dies geschah, wenn das Denkmal in Einrichtungen, Gebäuden und Plätzen der deutschen Minderheit aufgestellt wurde – so im Hof des Lenau-Hauses in Pécs, an der Wand des deutschen Gemeindehauses in Pomáz oder auf dem Platz vor dem Ungarndeutschen Heimatmuseum in Pusztavám. 

In den letzten zwei Jahrzehnten ist eine neue Tendenz zur beobachten: Größere Räume werden als Gedenkorte eingerichtet. Im Auftrag der Gemeindeselbstverwaltung und der deutschen Minderheitenselbstverwaltung wurde so in Nagynyárád ein Gedenkpark mit einem Denkmal geschaffen. Die Holzskulptur von István Beréti besteht aus mehreren Elementen: einer geschnitzten Säule, vor der Eltern mit einem Bündel und mit ihren Kindern auf die Aussiedlung warten, sowie einem offenen Tor, das einerseits das Verlassen der Heimat in einen fremden Raum, andererseits die Heimkehr bzw. die Erwartung der Heimkehr symbolisiert. (Bild 5: Nagynyárád). 

Die Symbolik der Aussiedlungsdenkmäler und -gedenkstätten ist ausgefeilter als jene der Schöpfungen in Verbindung mit der Verschleppung. Wir finden unter Ersteren sowohl figurale als auch abstrakte Darstellungen, deren Schöpfer aber häufig auch Motive und Attribute in die Kompositionen einfließen ließen, die unmittelbar mit dem Deutschtum/Deutschsein verbunden sind. 

Im Folgenden werden nur einige typische Darstellungsweisen hervorgehoben. Mehrere der Werke symbolisieren das Trauma der Gemeinschaft durch eine einzige leidende Gestalt.36 Das 1997 in Bácsalmás von György Fusz errichtete Monument mit dem (ungarischsprachigen) Titel „Aus ihrem Heimatland vertriebene Völker“37 erinnert gleichermaßen an die deportierten Schwaben, die deportierten Juden sowie an die Leiden der Bunjewazen und Serben, aber auch an den Leidensweg der aus der Großen Schüttinsel, dem Szeklerland und aus dem Komitat Szabolcs umgesiedelten Ungarn. Ihr Schicksal wird durch eine in sich versunkene, verzweifelte und hoffnungslose Figur dargestellt, die „wie ein müder, später Nachkomme von Rodins Denker“38 erscheint. Die Gedenkstätte spiegelt die Traumata der verschiedenen Gruppen wider und lässt sie gleichzeitig miteinander verschmelzen, offensichtlich mit dem Ziel, die verschiedenen Gruppen durch die Schaffung eines gemeinsamen Gedenkortes zu versöhnen. Diese Verfahrensweise ist auch in anderen Gemeinden mit gemischter Bevölkerung zu beobachten. So wurde in Csávoly gleichzeitig eine Gedenktafel für die vertriebenen Deutschen und eine Gedenktafel für die aus der Slowakei umgesiedelten Ungarn eingeweiht. Diese Erinnerungspolitik fördert jedoch nicht die Fähigkeit der Gruppe, ein eigenes Geschichtsbild und eine eigene Identität zu entwickeln, sondern beeinträchtigt sie unserer Meinung nach sogar. 

Die Werke stellen häufig Gestalten mit Bündeln und Wanderstöcken dar, was – neben der Symbolisierung der Ausgrenzung und Heimatlosigkeit – eine direkte Anspielung auf die Äußerung von Imre Kovács39 „Sie kamen mit einem Bündel, sie gehen auch mit einem Bündel“40 darstellt. Diese Gegenstände wurden zu einem Symbol der Vertreibung der Ungarndeutschen. Zugleich ist auf diesen figuralen Denkmälern häufig das Verlangen der Auftraggeber festzustellen, dass die Darstellung allgemeinverständlich und „schön“ sein soll. Die jungen Männerfiguren wirken daher nicht unbedingt verzweifelt, sondern haben im Gegenteil eine stolze Haltung, die oft an den kleinen Jungen aus dem Volksmärchen erinnert, der sein Glück versucht.41 Ein Beispiel für eine Überidealisierung ist beispielsweise die Schöpfung von Ferenc Trischler, die 1997 im Hof des Lenau-Hauses in Pécs aufgestellt wurde.42 „Wenn man nicht wüsste, dass es sich um ein Denkmal zum 50. Jahrestag der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn handelt, könnte man meinen, die Figur sei gerade erst angekommen.“43

Auch Tore und Türen als Symbole der Ausgrenzung und der Zersplitterung der Gemeinschaft durch die Vertreibung sind häufig Bestandteil der Kompositionen. Hinter den halb geöffneten bzw. geschlossenen Toren befindet sich meist eine einzelne verlassene Person oder Familie, die nur zögerlich zum Aufbruch bereit ist. Dieses Motiv sehen wir auf den Werken in Soroksár44 und Budakeszi45 sowie teilweise auch auf dem zentralen Denkmal auf dem alten Friedhof in Budaörs. Das Werk von Péter Menasági „Geschlossene Tore“ besteht aus zwei Hauptteilen, nämlich aus einem Tor, das an die Form der alten schwäbischen Portale erinnert und aus einem an einen Altar erinnernden Steintisch, auf dem ein Schlüssel liegt. Der Türrahmen und der Tisch sind aus Kalkstein, die Tür ist aus Bronze.46

Andere Symbole der figuralen Werke sind Bäume, die in der Mitte zerbrochen sind, deren Wurzeln sich jedoch an Felsen klammern oder die verdorrt sind. Das Werk von Géza Stremeny, das 1996 in Nagykovácsi aufgestellt wurde, zeigt eine Linde mit abgebrochener, morscher Krone, aus deren Stamm ein neuer Trieb sprießt. Die Linde ist ein Symbol des Deutschseins und befindet sich auch im Wappen der Gemeinde. „Die geknickte Linde stützt sich auf die Brüstung einer Brücke und überspannt einen Bach, womit sie die Verbindung zwischen der Vergangenheit (den im Sturm der Geschichte erlittenen Verlust) und dem daraus wiedergeborenen Leben (Gegenwart) betont.“47

Auf den Vertriebunendenkmälern wird häufig – neben der Aussiedlung – auch die Ansiedlung dargestellt, womit die Kontinuität der Präsenz der Gemeinschaft in Ungarn und die Schicksalsgemeinschaft mit der ungarischen Nation betont wird. Dies kommt in István Rigós 1998 Werk in Mór zum Ausdruck. Dieses hebt schon in seiner Inschrift „1698–1948“ die jahrhundertelange Anwesenheit der Deutschen in Ungarn hervor. Das Denkmal verkörpert die Herauslösung aus dem Ganzen.48

Die Inschriften der Vertriebenendenkmäler sind in der Regel, die der Gedenktafeln in fast allen Fällen zweisprachig. Die schriftlichen Informationen sind ein wesentlicher Bestandteil der Gedenkstätten, sie sind (auch) für die Kommunikation mit der Mehrheitsgesellschaft wichtig. Denkmäler ohne Inschriften können nämlich ihre Aufgabe, den außenstehenden Betrachter an konkrete Ereignisse zu erinnern, nicht oder nur in begrenztem Maße erfüllen, d.h. aufgrund ihrer „Neutralität“ kann keine Gruppe sie ganz als ihre eigenen Gedenkstätten betrachten. Einsprachige Inschriften – wie in Hőgyész in deutscher Sprache und in Márkó auf Ungarisch – sind selten zu finden. 

Die Inschriften bringen auch Unterschiede in der Erinnerungspolitik zum Ausdruck. In vielen Fällen werden die Ereignisse aus ihrem Zusammenhang gelöst und in einen allgemeineren Kontext gestellt. Das 1998 in Magyarpolány errichtete Denkmal, das aus einem einzigen großen Steinblock besteht, trägt die Inschrift „Zum Gedenken, zum Erinnern“. Hier geben weder das Werk selbst noch die Inschrift einen Hinweis auf das Ereignis, an das erinnert werden soll. Der in Dunaszekcső aufgestellte schwarze Marmorblock (2008) zeigt im oberen Teil eingravierte Darstellungen von vertriebenen Frauen und Kindern, im Hintergrund sind Waggons zu sehen. Die Inschrift lautet: „Zum Gedenken an die Vertreibung 1945–1948. A kitelepítés megemlékezésére.”49 Die auf dem Denkmal eingravierten Bilder stellen die personifizierte, traumatisierte Gemeinschaft dar, während die Inschrift das Ereignis hervorhebt. Und während im Deutschen der Begriff „Vertreibung“ verwendet wird, spricht man im Ungarischen von „Aussiedlung“. Die Begriffsverwendung vermittelt somit den Angehörigen der betroffenen Gruppe und der Mehrheitsgesellschaft bzw. außenstehenden Beobachtern eine jeweils unterschiedliche Botschaft hinsichtlich der Bewertung des Geschehens. Im Gegensatz zu den oben genannten Werken sind die Inschriften auf vielen Denkmälern konkreter und emotionaler. Dies kommt dadurch zum Ausdruck, dass sie vor allem die beteiligten Personen und weniger das Ereignis benennen. Die Hinwendung zu den Opfern wird durch den Gedenkstein von Gyulafirtátót (2008), der „zum Gedenken an die ausgesiedelten deutschen Familien“ aufgestellt wurde, signalisiert. Diese Absicht wird in Pomáz noch deutlicher zum Ausdruck gebracht. Hier wird zum einen die Zahl der Vertriebenen benannt, um das Ausmaß des Traumas zu verdeutlichen, und zum anderen wurde die folgende, emotionale Inschrift auf der Gedenktafel angebracht: „1946–1996. Zur Erinnerung an die 1032 Pomazer Bürger deutscher Muttersprache, die vor 50 Jahren – am 12. März 1946 – ohne Hab und Gut aus ihrer Heimat vertrieben wurden“. Das genaue Datum und die Anzahl der betroffenen Personen sowie die Aufzeichnung der Art und Weise, wie die Vertreibung stattfand, weisen auf ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein hin, der Begriff „Die Bürger von Pomáz“ auf die Gemeinschaft mit den Opfern. Eine etwas versöhnlichere Variante dieser Art von Inschrift findet sich in Bakonyjákó: „Zur Erinnerung an die 243 deutschen Familien, die im Jahre 1948 aus Jaka nach Deutschland und Österreich vertrieben wurden“.

Zusammenfassung 

Die historische Aufarbeitung der traumatischen Ereignisse im Zusammenhang mit der Geschichte der Ungarndeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, ihre Thematisierung im öffentlichen Diskurs und die Schaffung von Erinnerungsorten und -ritualen vollzog sich über einen längeren Zeitraum. 

Obwohl das Gedenken an die Personen, die zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion („malenkij robot“) verschleppt wurden, und an die in den sowjetischen Arbeitslagern Verstorbenen in den örtlichen deutschen Gemeinden vereinzelt bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren zu beobachten ist, wurde eine größere Anzahl von Gedenkstätten erst im Zuge des politischen Systemwechsels 1989/90 und nach der politischen Rehabilitierung eingerichtet. Von diesem Zeitpunkt an können wir die Errichtung von Denkmälern sowohl zur Erinnerung an die Verschleppungen (Deportationen) als auch an die Aussiedlung (Vertreibung) sowie entsprechende Gedenkveranstaltungen als kontinuierlich betrachten. Die Einführung eines zentralen Gedenktages im Jahr 2012 brachte eine gewisse Bewegung in dieser Angelegenheit. Die Tatsache, dass nur noch wenige Angehörige der von den Ereignissen betroffenen Generation leben, trägt dazu bei, das Gedenken an ein gemeinsames Datum zu binden und die Erinnerung an die Ereignisse vom kommunikativen in das kulturelle Gedächtnis zu überführen.50 Obwohl dieser Wandel noch nicht vollständig abgeschlossen ist, sind die Gedenkfeiern immer noch mit örtlichen Ereignissen und Zeitpunkten verbunden, aber auch zentrale Veranstaltungen spielen eine immer größere Rolle. 

Auch wenn für die Verschleppung der Deutschen zur Zwangsarbeit noch kein konkreter Gedenktag festgelegt wurde, so ist auch hier seit anderthalb Jahrzehnten die gleiche Tendenz zu beobachten. Die repräsentativen nationalen Gedenkfeiern finden nicht zwischen Mitte Dezember und Ende Januar statt, also in der „authentischen“ Zeitphase, sondern in der Regel am 25. Februar, dem Tag des Gedenkens an die in die Sowjetunion deportierten ungarischen politischen Gefangenen und Zwangsarbeiter. Dies kann jedoch nicht mit der Deportation aufgrund der deutschen Herkunft in Verbindung gebracht werden.

Die vor dem Systemwechsel angebrachten Tafeln und aufgestellten Kreuze, die an die Verschleppung zur Zwangsarbeit erinnern, halten in erster Linie das Ereignis fest. Mit den Kreuzen beerdigte die Gemeinschaft symbolisch ihre Toten, sie errichtete für diejenigen, die in fremder Erde in unmarkierten Gräber liegen ein Grabdenkmal. Die Erinnerung an die Verschleppten geschah vielerorts auch nach der politischen Rehabilitation in den 1990er-Jahren gemeinsam mit anderen Opfergruppen in der jeweiligen Gemeinde. Dies manifestierte sich in der Erweiterung der bestehenden Gedenkstätten des Ersten Weltkrieges um ein Verzeichnis der militärischen und zivilen Opfer des Zweiten Weltkrieges. Auch wenn hierdurch nicht zwischen den verschiedenen Opfergruppen unterschieden wird, wird den Betroffenen ein Gesicht gegeben und das Leid personifiziert. 

Obwohl in den letzten anderthalb Jahrzehnten eine zunehmende politisch-staatliche Beteiligung in Bezug auf beide Ereignisse festzustellen ist, zentrale Gedenkstätten eingerichtet wurden (Budaörs 2006 und Szerencs 2014) und ein Gedenktag bestimmt wurde, so blieben die Orte des Gedenkens im Wesentlichen auf die örtliche Ebene beschränkt. Wie sich das Ableben der betroffenen Generation und die zentralstaatlichen Verallgemeinerungsbestrebungen auf die Erinnerungspolitik der lokalen deutschen Gemeinschaften auswirken und inwieweit sie in der Lage sein werden, die inhaltlichen Elemente der bisherigen Erinnerung zu bewahren, lässt sich heute noch nicht abschätzen.

In den letzten Jahren ist eine neue Entwicklung zu beobachten: Mehrere Gemeinden errichteten zu verschiedenen Zeitenmehrere Gedenkstätten für ein und dasselbe Ereignis. Es handelt sich um eine Art räumliche Ausdehnung, bei der in einer bestimmten Gemeinde mehrere Orte für das Gedenken ausgewiesen werden.51 In diesem Zusammenhang kann auch festgestellt werden, dass die neu geschaffenen Gedenkstätten eine andere, zumindest ergänzende und erweiterte Interpretation der Ereignisse bieten. Dies deutet auch auf eine veränderte Wahrnehmung der Ereignisse durch die Gemeinschaft, die politische Macht und die Mehrheit der Gesellschaft hin. 

  1. In dieser Studie wird der Begriff „Gedenkstätte“ für alle Objekte verwendet, die im Zusammenhang mit der Verschleppung und Aussiedlung der Deutschen in Ungarn errichtet wurden. Diese Denkmäler können sehr unterschiedlich sein: figurale und nicht-figurale Denkmäler, Gedenktafeln sowie Gedenkparks. Auf die historiographische Aufarbeitung der Ereignisse und ihre Darstellung in der Erinnerungspolitik gehen wir hier nicht näher ein. Wir beschränken uns in diesem Zusammenhang auf die Hervorhebung der wichtigsten Merkmale und verzichten daher auch darauf, alle Arbeiten zu den einzelnen Aspekten des Themas aufzulisten. Es werden nur Angaben zu jenen Arbeiten gemacht, die hier zitiert werden. ↩︎
  2. Siehe dazu Marchut Réka: Töréspontok. A Budapest környéki németség második világháborút követő felelősségre vonása és annak előzményei (1920–1948) [Bruchpunkte. Die Verantwortlichmachung der Ungarndeutschen in der Umgebung von Budapest nach dem Zweiten Weltkrieg und deren Vorgeschichte (1920–1948)]. Budapest–Budaörs: MTA Tásadalomkutató Központ 2014, S. 185–199., Tóth Ágnes: Telepítések Magyarországon 1945–1948 között. A németek kitelepítése, a belső népmozgások és a szlovák–magyar lakosságcsere összefüggései [Migrationen in Ungarn 1945–1948: Vertreibung der Ungarndeutschen, Binnenwanderungen und slowakisch-ungarischer Bevölkerungsaustausch]. Kecskemét: Bács-Kiskun Megyei Levéltár  1993, S. 33–38. und Ungváry Krisztián: A potsdami határozatok legendái a történetírásban [Die Legenden der Potsdamer Beschlüsse in der Geschichtsschreibung]. In: Rainer M. János (Hg.): Magyarok 1945-ben [Ungarn im Jahr 1945]. Budapest: 1956-os Intézet 2015, S. 248–302. ↩︎
  3. Tóth: Telepítések; Zinner Tibor: A magyarországi németek kitelepítése [Die Aussiedlung der Ungarndeutschen]. Budapest: Magyar Hivatalos Közlönykiadó 2004.; Tóth Ágnes: Hazatértek. A németországi kitelepítésből visszatért magyarországi németek megpróbáltatásainak emlékezete [Rückkehrer. Gedächnis der Heimsuchung der aus Deutschland zurückgekehrten ausgesiedelten Ungarndeutschen]. Budapest: Gondolat 2008; Gonda Gábor: Kitaszítva. Kényszermigráció, nemzetiségpolitika és földreform németek által lakott Dél- és Nyugat-Dunántúli településeken 1944–1948 [Ausgestoßen. Zwangsmigration, Nationalitätenpolitik und Landrefom in von Deutschen bewohnten süd- und west-transdanubischen Siedlungen 1944–1948]. Pécs: Kronosz 2014, ferner Marchut: Töréspontok.  ↩︎
  4. „Malenkij robot“ ist der in Ungarn verbreitete Begriff für die Verschleppung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion. Angeblich wurden die Betroffenen oft angelogen, dass sie nur zu einer „kleinen Arbeit“ (also „Malenkij Robot“ in der Umgebung verpflichtet sind, stattdessen wurden sie für mehrere Jahre in sowjetischen Lager transportiert. ↩︎
  5. Márkus Beáta: „Malenkij robot” Baranya vármegyében. Döntési folyamatok: hogyan választották ki a civil lakosok közül azokat, akiket aSzovjetunióban végzendő jóvátételi munkára mozgósítottak 1944/1945-ben? [„Malenkij Robot” im Komitat Baranya. Entscheidungsprozesse: Wie wurden die Zivilisten ausgewählt, die zur Wiedergutmachungsarbeit in die Sowjetunion transportiert wurden in 1944/1945?]. In: Múltunk [Unsere Vergangenheit] 2014/3. S. 62–104.; Márkus Beáta: „Csak egy csepp német vér”. A német származású civilek Szovjetunióba deportálása Magyarországról 1944/1945 [„Nur ein Tropfen deutsches Blutes”. Deportation deutschstämmiger Zivilisten aus Ungarn in die Sowjetunion 1944/1945]. Pécs: Kronosz 2020. ↩︎
  6. Parlamentsbeschlus Nr. 35/1990. (III. 28.) zur Behebung der kollektiven Beschwerden der deutschen Minderheit in Ungarn, <https://mkogy.jogtar.hu/?page=show&docid=990h0035.OGY>, 26. 5. 2024 und Parlamentsbeschluss Nr. 36/1990. (III. 28.) zur Wiedergutmachung für ungarische Staatsbürger, die zu Reparationszwecken in die Sowjetunion deportiert wurden, und für ungarische Staatsbürger, die von den Gerichten der Sowjetunion verurteilt und in der Zwischenzeit rehabilitiert wurden, weil sie keine Straftat begingen, siehe <https://mkogy. jogtar.hu/?page=show&docid=990h0036.OGY>, 26. 5. 2024. ↩︎
  7. „Számunkra új történetírás kezdődött” [„Für uns begann eine neue Geschichtsschreibung”]. In: Neue Zeitung, 17. 5. 1997, S. 1. (ohne Autor) ↩︎
  8. Bajtai László: Emlékünnep Budakeszin [Gedenkveranstaltung in Budakeszi]. In: Barátság [Freundschaft], 15. 4. 1996, S. 1.  ↩︎
  9. Grundstein für ein Landesmahnmal. In: Neue Zeitung, 15. 6. 1996. S. 1. (ohne Autor) ↩︎
  10. Parlamentsbeschluss Nr. 88/2012. (XII. 12.) zum Tag des Gedenkens an die Verschleppung der Ungarndeutschen, siehe <https://mkogy.jogtar.hu/?page=show&docid=a12h0088.OGY>, 22. 5. 2024., ferner Parlamentsbeschluss Nr. 103/2013. (XII. 20.) zum Tag des Gedenkens an die Verscheppung und Vertreibung der Ungarndeutschen, siehe. <https://mkogy.jogtar.hu/?page=s- how&docid=a13h0103.OGY>, 22. 5. 2024. ↩︎
  11. Regierungsbeschluss Nr. 1009/2015. über die Verkündung des Gedenkjahres der in die Sowjetunion verschleppten politischen Gefangenen und Zwangsarbeiter. Magyar Közlöny. Magyarország hivatalos lapja [Ungarisches Amtsblatt. Offizielles Blatt von Ungarn] 2015/4., 191–192. Das Gedenkjahr wurde später bis Februar 2017 verlängert, siehe darüber die Regierungsverordnung Nr. 1572/2015. über die Modifizierung des Regierungsbeschlusses Nr. 1009/2015 über die Verkündung des Gedenkjahres der in die Sowjetunion verschleppten politischen Gefangenen und Zwangsarbeiter. Magyar Közlöny. Magyarország hivatalos lapja, 2015/4. S. 19123–19124. ↩︎
  12. Márta Fata: Gedenkkreuz und Ulmer Schachtel. In: Márta Fata, Katharina Drobac (Hgg.): Migration im Gedächtnis. Auswanderung und Ansiedlung im 18. Jahrhundert in der Identitätsbildung der Donauschwaben. Stuttgart 2013, S. 187–220.; Schell, Csilla: „Pro Memoria“. Denkmäler als Erinnerung an die Vertreibung in Ungarn seit der Wende. In: Jahrbuch für Europäische Ethnologie 8. Paderborn. Brill Verlag 2013, S. 213–230.; Erb Maria: Erinnerungsstätten der Ansiedlung in Ungarn. In: Landsmannschaft, der Deutschen aus Ungarn; Landesverband, Baden-Württemberg (Hg.): Kulturtagung am 15. Oktober 2022 in Gerlingen. Gerlingen: Landmannschaft der Deutschen aus Ungarn 2023, S. 85–123. ↩︎
  13. Boros Géza: Kitelepítési emlékművek Magyarországon (1989–2004) [Aussiedlungsdenkmäler in Ungarn (1989– 2004)].  In: Regio, 2005/2. S. 93–110. ↩︎
  14. Bognár Zalán: A „málenkij robot” utóélete régiónként – a történetírásban, a köztudatban, emlékművek Magyarországon kitekintéssel a határon túlra [Nachgeschichte der „Malenkij Robot” je nach Regionen – in der Geschichtsschreibung, in der Öffentlichkeit, Denkmäler in Ungarn und jenseits der Grenzen]. In: Bognár Zalán (Hg.): „Itt volt a végállomás“: halálos áldozatokkal járó német- és magyarellenes tevékenységek a Kárpát-medencében, 1944–1949 [„Hier war die Endstation.” Deutsch- und ungarnfeindliche Tätigkeiten mit fatalan Folgen im Karpatenbecken, 1944–1949]. Pécs: Magyarországi Németek Pécs-Baranyai Nemzetiségi Köre 2015, S. 169–196. ↩︎
  15. Magyar Sándor István: Emlékezés politikai foglyokra és áldozatokra. Emléktáblák és emlékművek Magyarországon [Zum Andenken der politischen Gefangenen und Opfer. Gedenktafel und Denkmäler in Ungarn]. Budapest: Nemzeti Örökség Kiadó 2017. ↩︎
  16. Im Rahmen des Forschungsprojekt sammelten wir die folgenden Daten: Name der Gemeinde, Art des Denkmals, Ort des Denkmals, Zeitpunktder Einweihung, Initiatoren (und Förderer), Name des Künstlers, Name des Denkmals, Beschreibung, Inschriften, weitere Anmerkungen. Die Ergebnisse des Aufsatzes beruhen, soweit keine anderen Angaben gemacht werden, auf den Dokumentationen, die wir bisher sammelten und die im HUN-REN-Institut für Sozialwissenschaften aufbewahrt werden. ↩︎
  17. Stephan Scholz: Vertriebenendenkmäler. Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft. Paderborn: Brill Verlag 2015, S. 17. ↩︎
  18. Ebenda, S. 18. ↩︎
  19. Ebenda, S. 21. ↩︎
  20. Ebenda, S. 23. ↩︎
  21. Ebenda, S. 24. ↩︎
  22. Ebenda, S. 22. ↩︎
  23. Reinhart Koselleck: Kriegerdenkmale als Identitätsstiftungen der Überlebenden. In: Karlheinz Stierle, Odo Marquard (Hgg.): Identität.München. Wilhelm Fink Verlag 1996, S. 255–276, hier: S. 259; Reinhart Koselleck: Einleitung. In: Michael Jeismann, Reinhart Koselleck (Hgg.): Der politische Totenkult. Kriegerdenkmäler in der Moderne. München. Fink Verlag 1994, S. 9–20, hier: S. 15. ↩︎
  24. Originalinschrift in ungarischen Sprache: A Don medencei szénbányákban elhunyt kedveseink emlékére. Übersetzung der Autoren. ↩︎
  25. Zum Denkmal siehe: Erdmann Gyula: Schuldlos sühnen. In: Mittag Mónika (Hg.): Málenkij robot. Az orosz bányákba deportált gyulaiak emlékére[Malenkij Robot. Zum Andenken der in russischen Bergwerken deportierten Gyulaer]. Gyula. Német Kisebbségi Önkormányzat 2011, S. 21–28. Mit Foto siehe <http://www.sulinet.hu/oroksegtar/data/magyarorszagi_nemzetisegek/nemetek/gyula/malenkij_robot/index.htm>, 22. 5. 2024.  ↩︎
  26. Bognár: Itt volt a végállomás, S. 193. Originalinschrift in ungarischer Sprache: A távolban elhunyt, ismeretlen helyen nyugvó szerettei emlékére állította a taksonyi nép 1965 [Errichtet zum Gedenken an geliebte Menschen, die in der Ferne gestorben sind und an einem unbekannten Ort ruhen, durch die Einwohner von Taksony im Jahr 1965]. ↩︎
  27. Siehe zum Beispiel Dobozi Eszter: „Csak a napnyugtát níztük …” Elhurcolt magyar nők a Donyecben [„Wir erwarteten nur den Sonntenuntergang.” Verschleppte Ungarinnen in Donezk]. Debrecen: Csokonai 1991, S. 146f; Szebeni Ilona: Merre van a magyar Hazám?… Kényszermunkán a Szovjetunióban, 1944–1949 [Wo ist meine ungarische Heimat? … In Zwangsarbeit in der Sowjetunion 1944–1949]. Budapest. Széphalom Könyvműhely 1991, S. 117, S. 300.; Szebeni Ilona: Haza fogunk menni. Kényszermunkán a Szovjetunióban 1944–1949 [Wir werden nach Hause gehen. In Zwangsarbeit in der Sowjetunion 1944–1949]. Debrecen: Piremon 1993, S. 294.; Márkus Beáta (Hg.): „Messze voltam én fogságban, nagy Oroszországban”. Magyarországi németek szovjet kényszermunkán, 1944/1945–1949. „Malenkij robot” interjúkötet [Ich war in der Ferne in Gefangenschaft, im großen Russland. Ungarndeutsche in sowjetischen Zwangsarbeit 1944/1945–1949. „Malenkij Robot” Interviewband]. Pécs: Magyarországi Németek Pécs-Baranyai Nemzetiségi Köre 2013, S. 74, 88, 150, 238. ↩︎
  28. Scholz: Vertriebenendenkmäler, S. 27; ferner Detlef Hoffmann: Die Problematik der Mahn- und Gedenkstätten auf den Plätzen ehemaliger Konzentrationslager im Nachkriegsdeutschland. In: Heinrich Theodor Grütter, Ulrich Borsdorf (Hgg.): Orte der Erinnerung. Denkmal, Gedenkstätte, Museum. Frankfurt–New York: Campus Verlag 1999, S. 267–284, hier S. 276. ↩︎
  29. n Mecseknádasd zum Beispiel wurden 1992 am Denkmal des Ersten Weltkriegs Tafeln für die Toten des Zweiten Weltkriegs, einschließlich der Verschleppten, angebracht. Das ursprüngliche Denkmal für den Ersten Weltkrieg wurde 1922 von István Hernesz und Manno Miltiades geschaffen. Siehe mit Fotos: <https://www.kozterkep.hu/~/14159/I_es_II_vilaghaborus_emlekmu_ Mecseknadasd_1922.html>, 22. 5. 2024. Ähnliche Varianten sind ferner in anderen Gemeinden zu finden, so in Berkenye, siehe <https://www.kozterkep.hu/~/15073/ii_vilaghaborus_emlekmu_berkenye_csorba_katalin_1986.html>, 22. 5. 2024 , in Újpetre, siehe <http:// ujpetre.hu/wp/kozsegunkrol/muemlekeink/>, 22. 5. 2024, in Mágocs, siehe <https://www.kozterkep.hu/~/23343/II_vilaghaborus_emlekmu_Magocs_1991.html>, 22. 5. 2024, und in Kakasd, siehe <https://www.kozterkep.hu/7074/i-II-vilaghaborus-emlekmu>, 22. 5. 2024. ↩︎
  30. Siehe dazu <https://www.kozterkep.hu/~/4495/Vilaghaborus_es_1956_os_emlekmu_ Nagymaros_1994.html>, 22. 5. 2024.  ↩︎
  31. Siehe dazu <https://www.kozterkep.hu/~/20888/Elhurcoltak_emlekmuve_Villany_2012.html>, 22. 5. 2024. ↩︎
  32. Siehe dazu <https://www.kozterkep.hu/~/3263/dombormuves_emlektabla_az_ecsenyi_ svaboknak_ecseny_gera_katalin_2007.html>, 22. 5. 2024. ↩︎
  33. Bognár: Itt volt a végállomás, S. 195. ↩︎
  34. In der Ausschreibung wurden die Gestaltung der förderfähigen Denkmäler, die Farbe, die Größe und das zu verwendende Material sowie der Text der Tafeln festgelegt. Siehe dazu das Programm der GULAG-GUPVI Auschreibungen, <https://emet.gov.hu/gulag-gupvi-emlekev-civil-palyazatai/>, 22. 5. 2024. ↩︎
  35. Scholz: Vertriebenendenkmäler, S. 30. ↩︎
  36. In Dunabogdány und auch im Hof des Lenau-Hauses in Pécs gibt es ein Vertibenendenkmal mit einer einzigen Figur. In Biatorbágy stellt in einem Werk von Márk Lelkes aus dem Jahr 2014 eine Frau die vertriebenen Deutschen dar. Siehe <https://www.kozterkep.hu/~/28090/Kitelepitesi_emlekmu_Biatorbagy_2014.html>, 24. 5. 2024.  ↩︎
  37. Siehe dazu https://www.kozterkep.hu/~/3060/A_szulofoldjukrol_eluzott_nepek_ emlekmuve_Bacsalmas_1997.html, 24. 5. 2024. ↩︎
  38. Ember Mária: A halálos fáradtság szobra [Statue der tödlichen Ermüdung]. In: Barátság [Freundschaft] 1997/5. S. 1865. ↩︎
  39. Imre Kovács (1913–1980) war ein ungarischer Schriftsteller und Politiker der Nationalen Bauernpartei. Seine Äußerungen zur Aussiedlung der deutschen Minderheit aus Ungarn nach Deutschland gelten bis heute als Sinnsprüche der damaligen deutschfeindlichen gesellschaftlichen Atmosphäre und der Verfolgung ab 1945. ↩︎
  40. Szabad Szó [Freies Wort], 1945. április 10. S. 4. ↩︎
  41. Boros: Telepítési emlékművek, S. 102. ↩︎
  42. Siehe dazu <https://www.kozterkep.hu/~/541/Magyarorszagrol_eluzott_nemetek_ emlekmuve_Pecs_1997.html>, 24. 5. 2024. Siehe ferner <https://www.kozterkep.hu/~/19788/Az_eluzottek_emlekmuve_Duna-bogdany_1997.html>, 24. 5. 2024. ↩︎
  43. Mayer Éva: Bemutatjuk a pécsi Lenau Házat [Wir stellen das Lenau Haus in Pécs vor]. In: Barátság [Freundschaft] 1997/5. S. 1917. ↩︎
  44. Siehe dazu <https://www.kozterkep.hu/~/27945/Az_elhurcolt_soroksari_nemetek_ emlekmuve_Budapest_2016.html>, 24. 5. 2024. ↩︎
  45. Siehe dazu http://www.zentrum.hu/hu/2014/08/budakeszi-emlekmuvet-avattak-a-svabok-oseinek/, 24. 5. 2024. ↩︎
  46. Im Gutachten des Lektorats für Bildende und Angewandte Kunst heißt es: „Die prägnante Symbolik des Entwurfs ist sowohl komplex als auch zugänglich und erinnert sowohl an konkrete Ereignisse als auch an sakrale Formen. Der Ton des Denkmals, die künstlerische Artikulation von Abwesenheit und Stille, adeln es als einen Ort des erhabenen Gedenkens“. – Országos Német Önkormányzat Irattára, 308-33/2005. ↩︎
  47. Boros: Telepítési emlékművek, S. 103. Das Motiv des Baumes enthalten auch die Denkmäler in Pornóapáti und Újbarok. Siehe Ebenda, S. 103–104. ↩︎
  48. Siehe dazu <https://www.kozterkep.hu/~/19070/A_nemet_nemzetiseg_emlekmuve_ Mor_1998.html>, 24. 5. 2024. ↩︎
  49. Siehe dazu <https://www.dunaszekcso.hu/?module=news&action=show&nid=60587>, 24. 5. 2024. ↩︎
  50. Assmann, Jan: A kulturális emlékezet: írás, emlékezés és politikai identitás a korai magaskultúrákban [Das kulturelle Gedächtnis: Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen]. Budapest: Atlantisz 2013, S. 49–57.  ↩︎
  51. In Gyula befand sich beispielsweise die Gedenktafel für die Opfer der Deportation aus dem Jahr 1952 in der Josefskirche in der Deutschstadt, während die neue Gedenktafel aus dem Jahr 2015 an einem prominenten Ort auf dem Apor-Platz neben der Kirche angebracht wurde. Auch in Pomáz wurden mehrere Gedenktafeln zur Erinnerung an die Vertreibung angebracht: Die Gedenktafel von 1991 ist ein Geschenk der ehemals vertriebenen Einwohner von Pomáz, während die Gedenktafel 1996 auf Initiative der Einwohner von Pomáz angebracht wurde. In der Gemeinde Városlőd wurden ebenfalls mehrere Vertriebenendenkmäler an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeitpunkten errichtet (1998 auf dem Kirchenplatz, 2008 auf dem Platz vor dem Friedhof). ↩︎
Teilen: